BIM und CMMS bei deutschen PPP-Projekten gemeinsam im Einsatz
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Die Teams von VINCI Facilities in Deutschland haben ein Pilotprojekt entwickelt, das BIM und CMMS miteinander vereint. So entsteht ein gemeinsamer Referenzrahmen für Equipments und Instandhaltung. Diese Initiative soll in Zukunft auch bei weiteren öffentlich-privaten Partnerschaftsprojekten umgesetzt werden.
Der Neubau des Berufskollegs in Bergheim bei Köln hat mit dem Schuljahr 2019 den Betrieb aufgenommen. Das neue Gebäude zeichnet sich durch große Modularität aus. Im Einklang mit dem pädagogischen Konzept der Schule können die Räumlichkeiten flexibel und bedarfsgerecht angepasst werden. Die Praxis- und Klassenräume stehen mit Bereichen für gemeinsame Aktivitäten und Freizeit in Verbindung und bilden so klar abgegrenzte Einheiten.
Das Projekt ist das Ergebnis einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP). Ende 2017 hat der Rhein-Erft-Kreis, in dem die Stadt Bergheim liegt, VINCI Facilities Solutions mit der schlüsselfertigen Errichtung und der technischen Instandhaltung des neuen Gebäudes einschließlich Sporthalle beauftragt. Im Mittelpunkt der Planung, Umsetzung und Weiterbetreuung des Projekts steht die Verbindung aus BIM (Building Information Modeling) und CMMS (Computerized Maintenance Management System, Instandhaltungsplanungs- und Managementsystem).
„PPP-Projekte sind wie ein Labor. Aufgrund der langfristig planbaren Budgets können wir bei solchen Projekten einfacher einen digitalen Ansatz implementieren.”
Durch die Übernahme der Daten aus dem BIM in das CMMS können die Arbeiten im Rahmen des Facility Managements organisiert, erfasst und besser gemanagt werden. Ein weiterer Vorteil: Langfristig wird so der Übergang von einer vorbeugenden bzw. ausfallorientierten Instandhaltung zu einer vorausschauenden Maintenance möglich.
Gemeinsamer digitaler Referenzrahmen
Zur erfolgreichen Umsetzung dieses Pilotprojekts haben sich die Teams der deutschen VINCI Facilities und der VINCI Energies Systèmes d‘Information (VESI) auf eine hauseigene Lösung gestützt: TwinOps, ein BIM-MOM-Programm (Management-Operations-Maintenance), das in einem heterogenen System einen einheitlichen Referenzrahmen gewährleisten soll.
Die mit dem BIM gekoppelte Online-Plattform ermöglicht die Einbindung zahlreicher externer Datenquellen und Sensoren (BIM, CMMS1, BMS2, BOS3, BOS, IoT über das vorhandene API) und ihre Integration in einen gemeinsamen Referenzrahmen. So kann die Projektleitung über eine 3D-Navigation leicht und in Echtzeit auf Konstruktionsdaten zugreifen (Bewirtschaftungshistorie, Materialreferenzen, Aufmaße, Aufgabenmonitoring usw.).
„Der Mehrwert von TwinOps gegenüber bestehenden Lösungen liegt in der Zusammenführung sämtlicher Informationsquellen. Das ermöglicht schnelle Entscheidungen in einer anwenderfreundlichen, intuitiv nutzbaren Umgebung. Außerdem bietet das Tool der Kundin bzw. dem Kunden ein transparentes Echtzeit-Cockpit, das einen schnellen, sehr detaillierten Überblick über die beauftragten Dienstleistungen ermöglicht“, erläutert Moonjin Choi, BIM Project Manager bei VINCI Facilities Solutions.
Integriertes digitales Modell
Im Rahmen des Projekts Berufskolleg Bergheim wurde das ursprünglich für die Projektentwicklungsphase gedachte digitale 3D-Gebäudemodell unter anderem auch als hervorragende Grundlage für die HKL-Planung (Heizung, Klima, Lüftung) benutzt.
„Wir haben fünf Monate gebraucht, bis wir das BIM über TwinOps mit der C4S (Cloud for Service) verknüpfen konnten. Seit Juli 2020 ist jetzt eine Version verfügbar“, erläutert Choi. Gleichzeitig kündigt er an: „Es wird bald neue, erweiterte Funktionen geben, die auch einen bidirektionalen Datenaustausch zwischen BIM und CCMS über die von VINCI Energies Systèmes d‘Information bereitgestellte C4S ermöglichen“.
Das modellierte und integrierte System ermöglicht die Nutzung des BIM über alle Lebensphasen eines Gebäudes hinweg (Planung, Bau und Bewirtschaftung). „Durch die Ausweitung des BIM über die Bauphase hinaus entstehen wertvolle Synergieeffekte“, bestätigt Moonjin Choi. „Durch die Bereitstellung eines digitalen Gebäudezwillings und dessen Einsatz beim Anlagenmanagement gehen die Vorteile des digitalen Ansatzes bei Planung und Bau auch in der Bewirtschaftungsphase nicht verloren.”
Weiterverwendbares Know-how
Das in Bergheim erworbene Know-how soll auch bei anderen PPP-Projekten zum Einsatz kommen, zunächst in einem Kölner Gymnasium, einer Realschule und mehreren Grundschulen, insgesamt rund 15 Gebäude.
„Wir wollen diesen digitalen Ansatz auch im westfälischen Velbert nutzen, wo wir bis 2023 das Bürgerforum Niederberg für 46 Mio. € sanieren und im Anschluss fünfundzwanzig Jahre betreiben – dieser Vertrag hat ein Volumen von 30 Mio. €“, erläutert Bernard Jean, Geschäftsführer der VINCI Energies Facilities Solutions, der das Modell auf lange Sicht auch bei älteren Projekten umsetzen möchte, die VINCI Facilities in ganz Deutschland bewirtschaftet.
„Wir nutzen PPP-Projekte als Labor. Aufgrund der langfristig planbaren Budgets ist es für uns einfacher, dort einen solchen digitalen Ansatz zu implementieren“, so Jean weiter. „So verbessern wir unser Know-how und unsere Rendite. Bereits heute können wir diese neuen Produkte auch bei anderen Vorhaben einsetzen, etwa bei den gerade gestarteten FM+-Projekten, die im Schnitt Vertragslaufzeiten von zehn bis fünfzehn Jahren vorsehen.”
(1) Computergestütztes Instandhaltungsmanagement-System
(2) Gebäudemanagementsystem
(3) Gebäudebewirtschaftungssystem
11/03/2021