Das im Europaviertel der belgischen Hauptstadt gelegene Bürohaus Commerce 46 hat fossile Energieträger durch Geothermie ersetzt. Mit den HKL-Anlagen und dem Energiemonitoring des weitläufigen Gebäudekomplexes wurde Cegelec HVAC Commercial South beauftragt.
Der Bürokomplex Commerce 46 von Immobilienentwickler Immobel hat 12 Etagen, 3 Tiefgeschosse und eine Gesamtfläche von 14.200 m². Das Gebäude im Brüsseler Europaviertel wird seit Juni 2024 von Dienststellen der Europäischen Kommission genutzt. Neben einer hochwertigen Ausstattung (großzügig gestaltete Arbeitsbereiche, eigener Garten, Dachterrassen usw.) wartet es mit einer weiteren Besonderheit auf: es verbraucht keine fossile Energie. In einem geschlossenen System wird nämlich mittels Wärmepumpen Erdwärme aus 64 Bohrungen bis in 93 Meter Tiefe gewonnen.
Cegelec wurde mit den HKL-Anlagen (Heizung, Klima, Lüftung) und dem Energiemonitoring des weitläufigen Immobilienkomplexes beauftragt. Dieses Unternehmen von VINCI Energies hatte mit Immobel bereits bei einem Luxemburger Immobilienkomplex mit Büros, Geschäften und Wohnungen (Infinity-Projekt) zusammengearbeitet und konnte sich beim aktuellen Bauvorhaben auf seine langjährige Erfahrung bei der Umsetzung von Lösungen ohne fossile Energieträger stützen.
„Derzeit leiten wir mehrere Großprojekte zur Erreichung der Klimaneutralität, darunter die Sanierung der Hauptverwaltung von Fluxys, einem belgischen Energieinfrastrukturunternehmen, der Bau des neuen Brüsseler Hauptquartiers der belgischen Streitkräfte (HQRE) sowie die Errichtung des ersten energieautarken digitalen Flughafentowers Walloniens“, unterstreicht Ludovic Godon, Technical Manager bei Cegelec HVAC Commercial South.
Optimierte geothermische HKL-Technik
Beim Projekt Commerce 46 wurde die HKL-Anlage vom Ingenieurbüro CES geplant und von Cegelec installiert. Sie besteht aus einem Sechsleitersystem zum Heizen und Kühlen, einem Vierleitersystem zum Heizen sowie einer weiteren Luft-Wasser-Wärmepumpe zur Spitzenlast-Unterstützung.
„Die Sechsleitersystem-Erdwärmepumpe ist simultan und reversibel einsetzbar. Sie managt die Energieübertragung ins Gebäude, gleichzeitig nimmt sie überschüssige Energie auf und führt sie zurück zur „Quelle“. Alle Wärme wird zurückgewonnen, und nur der verbleibende Rest wird automatisch aus dem Grundwasser bezogen bzw. dahin abgeführt.
Der Technical Manager fügt hinzu: „Hauptsächlich soll die Sechsleitersystem-Wärmepumpe laufen und den Wärme- und Kältebedarf des Gebäudes abdecken. So soll ein Gleichgewicht entstehen, ohne allzu sehr auf die Erdwärmequelle zurückzugreifen. Die Vierleitersystem-Wärmepumpe wird lediglich in Spitzenzeiten eingesetzt, um den verbleibenden Wärmebedarf zu decken.”
Eine PV-Anlage auf dem Dach versorgt die Wärmepumpen mit klimaneutralem Strom.
Parallel dazu installierte Cegelec einen 600 kW-Kaltwassersatz mit drehzahlgeregeltem Schraubenverdichter. Dessen Kondensator ist mit einem 750-kW-Rückkühler für Leistungsspitzen verbunden. Diese umweltfreundliche Lösung vermeidet die Überlastung des Erdwärmesystems, gleicht die Bodentemperatur aus und entspricht den Vorgaben für Niedrigenergie-Gebäude.
„Drehzahlgeregelte Schraubenverdichter haben mehrere Vorteile gegenüber Scrollverdichtern: höhere Leistung, mehr Energieeffizienz bei Großanlagen, größere Lebensdauer und Zuverlässigkeit bei anspruchsvollen Industrieanwendungen sowie eine bessere Regelbarkeit bei Lastschwankungen“, unterstreicht der Technical Manager von Cegelec.
Technische Herausforderungen
Für das technisch anspruchsvolle Projekt mussten mehrere Herausforderungen gemeistert werden. Zunächst einmal die beengten Platzverhältnisse im Untergeschoss, wo alle HKL-Anlagen untergebracht werden sollten.
„Um den verfügbaren Raum bestmöglich zu nutzen, haben wir die Planung optimiert und modulares, kompaktes HKL-Equipment verbaut“, erläutert Godon. „Außerdem fertigten wir ein 3D-Modell des verfügbaren Raums an, um jede einzelne HKL-Komponente genau einzupassen. Last but not least ist die erfolgreiche Umsetzung dieser Lösung auch der sorgfältigen Koordinierung mit allen anderen Gewerken von VINCI Energies (Sanitär, Elektrotechnik, Sprinkleranlagen, Datennetze) geschuldet.”
Cegelec HVAC Commercial South musste zudem eine innovative Lösung finden, um den Rückkühler im Untergeschoss anstatt wie üblich außerhalb des Gebäudes oder auf dem Dach zu installieren. Dadurch war Platz für eine PV-Dachanlage, welche die Wärmepumpen mit klimaneutralem Strom versorgt.
Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro CES und mithilfe eins Tools von VINCI Energies Building Solutions errechnete Cegelec HVAC Commercial South, dass die so umgesetzten technischen Verbesserungen am HKL-System sowie die neue PV-Anlage die CO2-Emissionen des Gebäudes um jährlich 60,6 Tonnen reduzieren. Dies entspricht der BREEAM-Zertifizierung „Outstanding“.
16/01/2025