Die Nutzung von Sprachassistenten im beruflichen Umfeld unterliegt speziellen, hauptsächlich sicherheitsrelevanten Geboten. Was ist besser? Die Cloud eines der großen amerikanischen Provider oder eine lokale Lösung, wie sie von manchen Start-ups angeboten wird?
Alexa hört zu. Ständig! Der Sprachassistent von Amazon in den vernetzten Echo-Lautsprecherboxen ist künftig auch in anderer Form verfügbar. Der E-Commerce-Riese hat die neuen Geräte vor Kurzem vorgestellt: Buds (Kopfhörer), Loop (vernetzter Ring) und Frames (Brille). Anfragen werden in natürlicher Sprache an die Cloud gerichtet, dort über Algorithmen entschlüsselt und entsprechend beantwortet.
Dabei ist jedoch nicht nur künstliche Intelligenz am Werk. Vor Kurzem wurde bekannt, dass auch bei diesen Firmen beschäftigte Menschen gewisse Dialoge ohne Wissen der Betroffenen mithören. Die Polemik betraf auch Google und dessen Sprachassistenten Google Home.
Zwischenzeitlich haben die beiden US-Firmen eine ganze Reihe von Korrekturmaßnahmen ergriffen, um die Bedenken der Besitzer dieser etwas zu neugierigen Smart Boxes zu zerstreuen.
Was im Privatbereich eventuell noch geduldet werden kann, ist im Beruf, wo gewisse Gespräche von strategischer Bedeutung sind, gänzlich ausgeschlossen. Wird Sprache an der Firewall zerschellen?
„Voice-Apps kommen auf alle Fälle. Sie brauchen nur eine zusätzliche Sicherheitsschicht. Ich habe allerdings noch keine Amazon Echo-Box auf den Schreibtischen unserer Mitarbeiter gesehen“, schwächt Alain de Pauw, Divisionsleiter bei Axians Deutschland, seine Aussage ab.
Sichern und informieren
„Cloud und vernetzte Gegenstände erfordern als Schutz eine verstärkte Authentifizierung. Am allerwichtigsten ist jedoch eine adäquate Aufklärung der User: Wofür darf ich den Sprachassistenten verwenden und wofür nicht? Das ist dieselbe Herangehensweise wie bei Mails bzw. cloudbasierten Lösungen: Was darf ich per Mail mitteilen, was nicht, was muss ich bei dieser Art von Kommunikation beachten?“, fügt er hinzu.
„Was passiert, wenn ich mit einem Kunden in einem Büro bin, in dem sich eine dieser Boxen befindet, die zuhört und das Gespräch in die Cloud übermittelt?“
VINCI Energies prüft im Übrigen in Deutschland unternehmensintern anhand von Audits, inwieweit die Sicherheitsregeln in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsmittel eingehalten werden: Schriftverkehr, Sprachnachrichten usw. Axians erhält viele Anfragen bezüglich IoT und intelligenter Lösungen für Smart City, Industrie, Smart Buildings usw. „Bei ihrem Einzug in die Arbeitswelt werden all die Geräte vernetzt sein“, präzisiert Alain de Pauw. „Konzentrieren Sie sich zunächst auf die Fundamentals. Stellen Sie sicher, dass Ihr Account, Ihr WLAN und Ihre sonstigen Netzzugänge durch ein starkes Passwort geschützt sind, welches Hacker nicht so leicht knacken können. Machen Sie auch regelmäßig Mikrosoftware-Updates bei Routern und allen internetfähigen Endgeräten, um sich vor Angriffen zu schützen.“ Zur Gewährleistung der Geheimhaltung sind diese Geräte von allen Orten fernzuhalten, an denen eine potenzielle Abhörgefahr besteht. Als weiterer Schritt lässt sich auch die Funktion unterdrücken, die das Senden von Daten ermöglicht.
Alternative zur Cloud
Diese Maßnahmen sind nicht Voice-spezifisch, sondern betreffen alle vernetzten Gegenstände. Bei Sprachassistenten sind hingegen geeignete Lösungen vorzusehen, mit denen sich der Teil Empfang und Übertragung von Sprachdaten sichern lässt.
„Was passiert, wenn ich mit einem Kunden in einem Büro bin, in dem sich eine dieser Boxen befindet, die zuhört und das Gespräch in die Cloud übermittelt? Diese Frage muss man sich auch mit Tools wie Skype, WhatsApp und Microsoft Teams stellen“, warnt der Divisionsleiter bei Axians Deutschland.
Es gibt Lösungen, um Cloud und cloudbasierte Apps zu sichern. Zweckdienliche Maßnahmen sind komplexe Passwörter, Sicherheitspatchs, Gateway-Sicherung, Änderung der Default-Namen sprachfähiger Geräte oder das Hinzufügen einer Authentifizierungsschicht.
Abgesehen von den vernetzten Lautsprecherboxen von Amazon und Google mit Nutzung der Cloudplattformen Amazon Web Services (AWS) und Google Cloud Platform bieten Start-ups wie die französische Firma Snips heute Alternativen. Die dabei eingesetzte Spracherkennungstechnologie für vernetzte Gegenstände sendet keinerlei Daten in die Cloud. Die Anfragen werden lokal in den Geräten gespeichert.
Snips bietet für Smart Buildings, Verkaufskioske und Haushaltsgeräte eine Reihe von Lösungen nach dem Prinzip Privacy by Design. Das Start-up wird voraussichtlich 2020 eine vernetzte Box auf den Markt bringen. Eine Alternative, die sich für Unternehmen, für die garantierte Vertraulichkeit unabdingbar ist, als interessant erweisen könnte, wenn Voice-Apps eines Tages massiv in die Arbeitswelt vordringen.
12/12/2019