Der Water Footprint als neue Herausforderung für Dienstleistungsgebäude
Lesezeit: 4 min.
Wasser wird zunehmend knapper. Deshalb muss der Water Footprint von Gebäuden schrumpfen. Dafür sind allerdings bisweilen umfangreiche Bauarbeiten erforderlich. Das notwendige Know-how kommt von Firmen wie VINCI Energies Building Solutions. Dort wurde ein Berechnungstool entwickelt, um das Rückgewinnungspotential der so genannten nichtkonventionellen Wasserressourcen (Regen- und Grauwasser) zu ermitteln.
Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen nehmen zu. Dies gilt insbesondere für Dürre und Trockenstress. Deshalb wird Wassersparen zu einer politischen Priorität. So hat die französische Regierung am 30. März 2023 erstmals einen Wasser-Aktionsplan erlassen. Damit soll die Wasserentnahme bis 2030 um 10 % reduziert werden. Alle Wirtschaftssektoren müssen einen Beitrag dazu leisten.
Besonders dringlich ist dies in der Immobilienwirtschaft mit ihrem hohen Wasserverbrauch. Die Verringerung des Water Footprints ist hier nicht nur eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung, sondern auch des Werterhalts der Gebäude.
Von staatlicher Seite wurde die Branche aufgefordert, bereits 2024 den Verbrauch zu senken. Dafür verfügt sie hauptsächlich über zwei Stellschrauben: die Reduzierung der Trinkwasserentnahme oder die Wiederverwendung so genannten „nichtkonventionellen“ Wassers für Anwendungen im Innen- und Außenbereich, die keine Trinkwasserqualität erfordern.
„Die Zertifizierungs-Regelwerke berücksichtigen nunmehr auch die Wasserbewirtschaftung. Das dürfte die Branche zu beschleunigten Maßnahmen bewegen.”
Regenwasser, Grauwasser aus Waschbecken und Dusche oder auch Kondenswasser aus der Klimaanlage: alle diese Ressourcen rücken in den Fokus. Würden in ganz Frankreich nichtkonventionelle Wasserressourcen genutzt, könnte die jedes Jahr aus dem Grundwasser und Wasserläufen entnommene Menge um mehrere Millionen Kubikmeter reduziert werden.
Frankreich im Hintertreffen
Im europäischen Vergleich steht Frankreich sehr schlecht da, denn hier wird lediglich 1 % des Abwassers wiederverwendet, gegenüber 8 % in Italien und 14 % in Spanien. „Dienstleistungsgebäude schneiden auch nicht besser ab“, bemerkt Arnaud Morosoli, Energy Project Manager bei VINCI Energies Building Solutions. Und er fügt hinzu: „Allerdings berücksichtigen die Zertifizierungs-Regelwerke nunmehr auch Kriterien im Zusammenhang mit der Wasserbewirtschaftung. Das dürfte die Branche zu beschleunigten Maßnahmen bewegen.”
Nun müssen die Unternehmen nur noch investieren. Anlagen zur Rückgewinnung, Speicherung und Wiederverwendung nichtkonventionellen Wassers sind aufwändig, und es kann mehrere Jahre dauern, bis sie sich amortisieren. „Da helfen nur fundierte Entscheidungen – dazu braucht es entsprechendes Know-how und Entscheidungshilfen“, so Morosoli.
Expertentools
Um eine gute Qualität des rückgewonnenen Regenwassers zu gewährleisten und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähige Lösungen umzusetzen, kommt es entscheidend auf die richtige Auslegung der Anlagen an. Dafür gibt es entsprechende Instrumente, etwa von VINCI Energies Building Solutions: Die Sparte hat ein Expertentool entwickelt, mit dem das Wasserrückgewinnungs-Potential vor Ort und die richtige Größe des Speichertanks ermittelt werden können. Dazu werden Art und Fläche des Gebäudedaches berücksichtigt, aber auch Niederschlagsmenge und Bedarf für die sanitären Anlagen, die Bewässerung der Grünflächen, die Reinigung von Gebäudeteilen wie Fenstern oder Solarpaneelen.
„Anhand dieser Daten, die wir von den Eigentümer:innen oder Betreiber:innen des Gebäudes bekommen, bei Audits vor Ort erfassen und von den staatlichen meteorologischen Instituten abfragen, legen wir die Größe des Regenwassertanks gemäß der 2018 veröffentlichten Norm NF EN16941-1 aus“, erläutert Morosoli.
Berücksichtigung von Klimadaten bis 2050
Laut dem von staatlichen Stellen durchgeführten Projekt Explore 2070 könnten bei einem mittleren Treibhausgasausstoß-Szenario die Abflussmengen in den französischen Wasserläufen zwischen 2046 und 2065 um 10 bis 40 % zurückgehen – in der Folge entstünde 10 bis 25 % weniger Grundwasser.
Deshalb hat VINCI Energies Building Solutions das Berechnungsmodell perfektioniert, indem Klimaprojektionsdaten aus der DRIAS-Datenbank mit einflossen. Dort sind für die voraussichtlichen Regenmengen in den einzelnen Regionen zwischen 2020 und 2050 hinterlegt. Ein weiterer Mehrwert des Tools: Es berücksichtigt nicht nur Grauwasser, sondern auch Kondenswasser aus Klimaanlagen, das ab einer gewissen Gebäudegröße eine nicht zu vernachlässigende Ressource darstellen kann.
18/01/2024