Eine schwimmende Photovoltaik-Anlage auf einem See in Nordrhein-Westfalen soll Strom und grünen Wasserstoff erzeugen. Die Herausforderung dabei: Sämtliche Systemkomponenten müssen in Echtzeit miteinander kommunizieren, um den Eigenverbrauch des Standorts zu maximieren.
Bis 2023 soll auf dem Baggersee Hüdderath in Nordrhein-Westfalen eine neun Hektar große, schwimmende Photovoltaik-Anlage entstehen. So gehen keine wertvollen landwirtschaftlichen Flächen verloren. Grundlage ist ein geschlossenes System, das von der Stromproduktion bis zur regionalen Vermarktung von grünem Wasserstoff reicht.
Ein Teil des vor Ort erzeugten Stroms geht in das Kieswerk, das so seinen Treibhausgasausstoß senkt. Ein anderer Teil wird per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt.
„Es handelt sich hier um ein Referenzprojekt für die gesamte Region und alle Industriebranchen“
Die so erzeugte und gelagerte Energie steht weiteren lokalen Firmen zur Verfügung, etwa dem Nahrungsmittelgroßhändler Chefs Culinar, der über das Projekt seine Lkw-Flotte mit Wasserstoff betanken will.
Von der Planung zur Umsetzung
Das ehrgeizige Programm mit dem Namen „Hydrogen Impulse Niederrhein – WIN“ wird von drei niederrheinischen Firmen getragen: der Teunesen-Gruppe, die Sand- und Kiesgruben betreibt, Omexom Smart Technologies, eine BU von VINCI Energies, die sich auf komplexe Produktions- und Überwachungsprozesse für alternative Energien, Wasser, die Lebensmittelindustrie und Schüttgüter spezialisiert hat, sowie Wystrach, Systemlieferant für die Versorgung mit elektrolytisch hergestellten Wasserstoff.
Bei dem Projekt mit einem Gesamtvolumen von etwa 11 Mio. Euro fungiert Omexom als technischer Systemintegrator. „Wir arbeiten in den Bereichen Kommunikation, Netzwerktechnik, Systemsteuerung… aber wir sind auch von der Entwurfsplanung bis zur Projektumsetzung unterstützend tätig: Beratungsleistungen zu Systemkomponenten, Lieferantenauswahl, Festlegung der Schnittstellen mit dem Industriestandort usw.“, erläutert Thomas Willems, Manager bei Omexom Smart Technologies in Uedem.
Konzeptumsetzung
Die eingesetzte Technik, also die Verknüpfung von Photovoltaikanlagen, Elektrolyseuren und Speicherkapazitäten, ist zwar erprobt, aber die Herausforderung für Omexom und ihre Partner besteht darin, dass so viel Strom wie möglich vor Ort verbraucht und die Selbstversorgung maximiert werden soll.
„Um dies zu erreichen, müssen die Systemkomponenten in Echtzeit miteinander kommunizieren und entsprechend reagieren, wenn die Photovoltaikanlage mehr oder weniger Strom produziert. Die Herausforderung besteht also darin, jedes Einzelsystem optimal in das Gesamtkonzept einzubinden“, unterstreicht Timon Mund, Projektleiter IoT & Smart Grid bei Omexom Smart Technologies.
Dieser innovative Ansatz wird gemeinsam mit Partner:innen aus der Forschung umgesetzt, etwa dem Duisburger Zentrum für Brennstoffzellentechnik oder der Fachhochschule Osnabrück.
Langfristig soll das Konzept auch an anderen Standorten umgesetzt werden. „Es handelt sich hier um ein Referenzprojekt für die gesamte Region und alle Industriebranchen, aber mit bestimmten Anpassungen sind weitergehende Umsetzungsmöglichkeiten denkbar“, unterstreicht Willems. „Die erneuerbare Energie muss nicht unbedingt von einer schwimmenden Photovoltaikanlage erzeugt werden.”
„Für Windkraft- oder Photovoltaikanlagen, die irgendwann aus der EEG-Förderung fallen, müssen beispielsweise Alternativen zum Rückbau entwickelt werden“, fügt der Manager von Omexom Smart Technologies hinzu. Eine Lösung könnte hier die Erzeugung von grünem Wasserstoff sein.
20/01/2022