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Ausgehend von den Ergebnissen des Barometers Village by CA – Bluenove zum Thema Wertschöpfung zwischen Start-ups und Konzernen analysiert Lydia Babaci-Victor, Leiterin für Development und Innovation bei VINCI Energies, die Voraussetzungen für eine immer effizientere Zusammenarbeit.

Das zweite Barometer von Village by CA und Bluenove zeigt eine deutliche Verbesserung der Beziehungen zwischen Großunternehmen und Start-ups. Wie erklären Sie diese Entwicklung?

Die Beziehung zwischen Großunternehmen und Start-ups basiert auf Vertrauen. Das Stadium von „Start-up-Zoos“, die Konzernen gegenüberstehen, mit Gründung von „POC-Fabriken“ (Proof of Concept) liegt hinter uns. Alle Stakeholder – Inkubatoren, Accelerators, Start-ups, Universitäten, Investmentfonds und Großunternehmen – haben gelernt, die Hebel einer sich auf Schnelligkeit, Einfachheit und Wohlwollen gründenden Win-Win-Partnerschaft in Bewegung zu setzen. Das beste Beispiel dafür ist die Fachmesse Viva Technology. Innerhalb von drei Veranstaltungen hat sie sich mit mehr als 6000 Jungunternehmen aus 120 Ländern, was doppelt so viel wie zur ersten Auflage ist, zum Pflichtevent für Open Innovation und Innovationsökosysteme entwickelt.

Kommunikation gehört zum positiven Fazit der gestellten Diagnose

Aus der Studie geht ganz klar hervor, welch große Bedeutung der für das Change Management so wichtigen Pädagogik zukommt. Für einen Termin mit einem Konzern werden häufig 25 bis 50 Prozent der Start-up-Mitarbeiter mobilisiert (vor allem bei „early stage“-Existenzgründern, die noch ganz am Anfang stehen). Das Großunternehmen muss sich dieses Engagements bewusst sein. Start-ups verstehen ihrerseits heute auch besser die strukturell bedingten Verzögerungen bei Großunternehmen, die zugleich die Gewähr für ihren Bestand sind. Vor diesem Hintergrund müssen auf beiden Seiten die anfänglichen Erwartungen in Perspektive gesetzt werden.

„Eine sich auf Schnelligkeit, Einfachheit und Wohlwollen gründende Win-Win-Partnerschaft“

Das Barometer weist hingegen auf Reibungspunkte im Zeitverständnis bei Entscheidungs-, Konkretisierungs- und Zahlungsfristen hin. Wie lässt sich hier Abhilfe schaffen?

Konzerne und Start-ups haben zwangsläufig nicht dasselbe Zeitverständnis. Schon aufgrund der Vielzahl der zu treffenden Entscheidungen lässt sich im Konzern eine bestimmte Zeitspanne nicht weiter verkürzen. Zur Einführung einer Innovation bedarf es einer Change Management-Strategie, in die de facto sämtliche Mitarbeiter eingebunden werden müssen. In einem Start-up betrifft eine Entscheidung nur wenige Mitarbeiter. Die beste Vorgehensweise ist es, bei ganz konkreten Projekten anzusetzen. Es ist für alle Stakeholder ein Zeitgewinn, direkt an einem Geschäftsvorhaben zu arbeiten. Großunternehmen müssen gegenüber Start-ups Teams mit überschaubarer Größe einsetzen und manchmal auch Verfahrensabläufe, speziell im Einkauf, vereinfachen. Das ist im Übrigen einer der Vorteile einer dezentralisierten Unternehmensgruppe wie VINCI Energies, bei der diese Agilität in den Genen verankert ist.

Welche Indikatoren sind Ihrer Ansicht nach zur Bewertung einer Konzern/Start-up-Beziehung vorrangig zu betrachten?

Bleiben wir auf dem Boden der Realität. Die Kriterien für eine gute Partnerschaft zwischen einem Großunternehmen und einem Start-up sind geschäftlicher Natur: der erzielte Umsatz und die Zahl der Neuaufträge. Mit einem solchen Ansatz können wir Start-ups und Konzernmitarbeiter davon überzeugen, dass es für sie von strategischer Bedeutung ist, zusammenzuarbeiten.

Können Sie uns Beispiele kollaborativer Innovation bei VINCI Energies nennen?

Unser Unternehmensförderungs- und Investmentfonds hat dazu beigetragen, von BUs von VINCI Energies und Start-ups gemeinsam getragene Neuerungen anzustoßen. Ich denke zum Beispiel an Pysae, Preisträger beim Innovationspreis 2018 (Kategorie Fahrgastinformation und Fahrgastdienste), wobei es sich um ein Echtzeitinformationssystem für Betreiber von Busnetzen und Fahrgäste handelt, die über die entsprechende App verfügen. Oder ALCI, Bildanalyse in der Robotik, die derzeit bei Actemium Moirans-en-Montagne, Actemium Belgium und Actemium Toulouse getestet wird. Ein weiteres Beispiel ist GreenMe, ein vernetzter Würfel, der in Echtzeit zehn Parameter einer Büroarbeitsumgebung erfasst. Wir haben diese Lösung in der Factory, unserem Open Innovation Space in Paris-La Défense getestet. Inzwischen ist sie Bestandteil unseres Facility Management-Angebots.

Ist das Tandem aus Großunternehmen und Start-up ideal zur Förderung von Innovation?

Beide ergänzen einander. Das eine steuert sein Know-how, seine Kundenkenntnis und ein breit gefächertes Niederlassungsnetz bei, das andere neue Technologien, neue Business-Modelle und eine neue Einstellung. Die Verbindung von Start-ups und Konzernen ist jedoch nur ein kleiner Teil des Innovationsökosystems. Und das ist eine gute Sache! Wir müssen auch Co-Innovation mit großen Konzernen weiter verbessern.  und wollen weiter in diese Richtung vorstoßen.

 

15/11/2018