„Die Zukunft der Industrie heißt nachfrageorientierte Fertigung“
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Nuscience, ein auf Futtermittelzusatzstoffe für Vieh spezialisiertes Unternehmen, hat in der Nähe von Gent (Belgien) in Zusammenarbeit mit Actemium eine Fabrik für die Zukunft entwickelt, die dank der partnerschaftlichen Herangehensweise im Februar 2017 den in Belgien renommierten Preis „Factory of the Future Award“ erhielt. Hierzu die Erläuterungen von Chris Mercier, COO der Nuscience Group.
Was macht Ihr Unternehmen und welche Wettbewerbsposition hat es?
Chris Mercier. Nuscience ist ein weltweit führender Anbieter im Bereich Futtermittelzusätze. Wir stellen Vormischungen, auch Premix genannt, Kraftfutter, Mineralstoffgemische und Futterzusätze sowie Produkte für Wachstum und Gesundheit von Jungtieren her. In unserem Sektor unterscheiden wir uns durch eine offensive F&E-Politik. Als innovationsfördernden Faktor haben wir als Tochtergesellschaft der niederländischen Gruppe Royal Agrifirm die Möglichkeit, mit unseren Schwestergesellschaften neue Lösungen zu testen und Daten auszutauschen.
Letztes Jahr wurde Nuscience in Belgien mit dem „Factory of the Future Award“ für das Werk Drongen ausgezeichnet. Warum ist diese Produktionsstätte ein Beispiel für eine Fabrik der Zukunft?
C.M. Bei Planung eines neuen Werks ist es wichtig, alle nur erdenklichen neuen Technologien einzubeziehen, auch wenn sie aus einem ganz anderen Ökosystem stammen. Mein ausgezeichnetes Kollegenteam und ich selbst haben fünf Jahre lang an Planung und Bau des neuen Werks Drongen gearbeitet, das schließlich im Oktober 2015 in Betrieb ging. Es bot Gelegenheit, neue Technologien jeder Art zu testen. Das ist, vor allem bei langfristiger Betrachtung, nicht unbedingt teurer.
Welches sind die wichtigsten Neuerungen in diesem Werk?
C.M. Den „Factory of the Future Award“ haben wir aufgrund des hohen Automatisierungsgrads gewonnen. Beispiele für die eingeführten Neuerungen sind die Nutzung von Daten zur perfekten Chargenidentifizierung, Videoreplay, ein ausgeklügeltes Wartungs- und Alarmmanagementtool sowie ein automatisiertes Sortierverfahren für On-Demand-Produkte (im E-Commerce wie bei Amazon gängig, in unserem Sektor jedoch neu). Fazit: eine signifikante Optimierung der gesamten Anlage.
Welches sind generell die markantesten Entwicklungen der Industrie 4.0?
C.M. Das sind ganz eindeutig Automatisierung, Robotisierung und Big Data. Diese Entwicklungen geben uns den Kurs vor, einerseits um menschliche Fehler, auf die nach wie vor ein hoher Anteil entfällt, auszuschließen, und andererseits, um sich lästiger, repetitiver Arbeiten zu entledigen. Es wird dadurch auch die Möglichkeit einer hohen Flexibilität geboten, um den immer spezifischeren Anforderungen der Kunden nachkommen zu können. Wir haben zum Beispiel Kunden, die für bestimmte Produkte ihre eigene Rezeptur wünschen. Der Fertigungsprozess muss folglich rasch an die jeweilige Nachfrage angepasst werden können. So sieht die Zukunft der Industrie aus.
Welchen Platz wird der Mensch in der Fabrik der Zukunft einnehmen?
C.M. Wir brauchen weiterhin gewerbliche Mitarbeiter für außergewöhnliche und unvorhersehbare Situationen in der Produktion und Technik. Darüber hinaus brauchen wir Personal, um die Anlagen zu warten, Störungen zu beheben und die für den ordentlichen Betrieb erforderlichen Daten zu analysieren.
Sie arbeiten mit Actemium zusammen. Wie sehen Sie die Beziehungen zu Actemium?
C.M. Meine erste Zusammenarbeit mit Actemium geht auf 2012 zurück, als wir unser Werk in Utrecht in den Niederlanden umgebaut haben. Der Hauptvorzug von Actemium ist seine Aufgeschlossenheit gegenüber Innovation. Bei jeder neuen Idee wird sofort nachgedacht, wie sie umgesetzt und partnerschaftlich entwickelt werden kann. Sie verfolgen ganz bewusst einen Co-Development-Ansatz. Es geht nicht darum, die Idee für sich zu behalten, sondern die Kooperation zu nutzen, um noch schneller voranzukommen und noch weiter zu gehen. Dieses gegenseitige Vertrauen ist der Schlüssel für eine gelungene Partnerschaft.
Waren die Auslandskapazitäten von Actemium für Sie von Nutzen?
C.M. Durchaus. Ende März 2018 ist mit dem belgischen und spanischen Actemium-Team ein Kooperationsprojekt zur Neugestaltung der IT-Systeme in unserem Werk in Toledo angelaufen (ähnliche Installation wie in Belgien). Sie sind für eine reibungslose Zusammenarbeit untereinander gut vernetzt. Die Bereiche Softwarelösungen und Energie arbeiten eng zusammen. Und sie haben ein effizientes Projektmanagement. Mit ihrer Methode haben sie das Zeit- und Projektmanagement im Griff und erstatten sofort Meldung, sobald das geringste Problem auftritt. Bei einem so großen Projekt wie die Planung und Errichtung einer Fabrik ist das extrem wertvoll.
12/04/2018