Effizienz und Performance durch virtuelle Realität im Kernkraftsektor
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Kein Recht auf Fehler. Eine im Kernkraftsektor unabdingbare Devise. Virtuelle Realität kann hier helfen. Sie verbindet Effizienz und Performance zum Vorteil dieses Sektors.
Bei der Modellierung von Projekten mit hohem Mehrwert trägt virtuelle Realität (VR) wirksam dazu bei, für Einsatzteams sicherheitsrelevante Probleme und Auslegungsfehler zu erkennen. Kurz, eine sicherheitsverbürgende Innovation in einem so komplexen und auflagenbehafteten Bereich wie der Kernkraft… „Die Projekte, an denen wir arbeiten, sind einzigartig, außerhalb jeder Norm, hochkomplex, ein Maßstab für sich. Für Design Reviews bedeutet virtuelle Realität eine Revolution aufgrund der Tatsache, dass diese Technologie heute allgemein zugänglich und für jede Art von Projekt verwendbar ist“, erklärt Michaël Brochier vom CAD-Engineering bei CEM Ingénierie.
„Dank virtueller Realität werden bisherige Arbeitsweisen umgestoßen und ganz neue Ansätze erschlossen, um den Anforderungen des Kernkraftsektors zu genügen.“
Diese BU des Nuklearbereichs von VINCI Energies hat zusammen mit dem Startup EAB Engineering eine kollaborative VR-Lösung entwickelt, die nun bei Kunden wie EDF und ANDRA zum Einsatz kommt. „Das aus CAD hervorgegangene digitale Modell ist sozusagen das Konterfei der Anlage“, präzisiert Michaël Brochier. Die modellierte Anlage lässt sich dank VR und mithilfe eines Avatars nicht nur begehen, sondern auch mit Kennzahlen, Anmerkungen und 360-Grad-Fotos versehen. Der Kunde und alle Projektbeteiligten haben die Möglichkeit, über ihren Rechner bzw. VR-Brillen interaktiv tätig zu werden.
Effizienz und Performance
„Sich inmitten solcher maßstabgetreu dargestellten Anlagen zu bewegen, gestattet eine bessere Analyse des Arbeitsumfelds und der Komponenten, die einen Arbeitseinsatz erfordern. Über eine einfache Begehung oder Design Review hinaus ist das VR-Modell zu einem wahren Co-Design-Tool geworden“, stellt Michaël Brochier fest. „Ein Kunde hat beispielsweise bemerkt, dass der Freiraum für das Werkzeug zum Öffnen eines Ventils zu gering war. Trotz Aufschub des Projektbeginns wurde letztlich Zeit beim Änderungs- und Validationsmanagement eingespart.“ Eine Anlage im Maßstab 1:1 vor Augen zu haben hilft, sich ein Bild von der Zugänglichkeit, Ergonomie und Machbarkeit des Arbeitseinsatzes zu machen, und zwar zu einem Zeitpunkt, in dem Änderungen noch die geringsten Kosten verursachen.
Diese Simulationen im Remote-Modus per Rechner bzw. mit einer VR-Brille stellen einen erheblichen Zeitgewinn dar. Ein Augenschein vor Ort erübrigt sich. Sie dienen auch zur einsatzvorbereitenden Personalschulung. „Wir haben ein Modell für einen schwer zugänglichen Arbeitseinsatz in 78 m Höhe realisiert“, führt der CEM Nucléaire-Experte als Beispiel an. „Beim Werkstraining habe ich der Mannschaft das sie erwartende Arbeitsumfeld vorgestellt. Sie konnte sich im Voraus den für sie neuen Einsatzort ansehen, sich virtuell frei bewegen und so alle Aspekte in Bezug auf ihre Sicherheit Revue passieren lassen.“
Jahrelang haben die Konstrukteure ihre Pläne auf Papier, dann per CAD erstellt und heute mit Einbindung von virtueller Realität, so Michaël Brochier, „werden bisherige Arbeitsweisen völlig umgestoßen und ganz neue Ansätze erschlossen, um den Anforderungen des Kernkraftsektors zu genügen. Ich denke, wir stehen am Anfang einer neuen Revolution mit ganz konkreten Anwendungen, die für alle und nicht nur für Großkonzerne zugänglich sind.“
11/09/2017