Gezeitenkraftwerk von Saint-Malo: Ein Nationaldenkmal wird saniert
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Überholung von 24 Gezeitenturbinen ohne Produktionsunterbrechung – so lautet die Herausforderung, die Actemium in drei Bauphasen angehen wird.
Das Gezeitenkraftwerk in der Rance-Mündung bei Saint-Malo (Bretagne) ist mit dem Namen von Charles de Gaulle verknüpft, der es 1966 einweihte. Als Nationaldenkmal steht es für drei Dinge: französische Ingenieurskunst, technische Innovation und umweltfreundliche Stromerzeugung, in diesem Fall aus dem Meer.
Es war das erste Gezeitenkraftwerk der Welt, das dank eigens entwickelter Turbinengondeln mit verstellbaren Turbinenschaufeln beide Flussrichtungen nutzen kann. Es hat eine elektrische Leistung von 240 Megawatt (MW), das entspricht dem Stromverbrauch einer Stadt mit 225.000 Einwohnern.
Nach 50-jähriger Betriebszeit im Kontakt mit dem sehr korrosiven Salzwasser hat der Betreiber EDF nunmehr die wirtschaftliche Interessengemeinschaft (WIG) Actemium Energie Hydraulique mit der Überholung und Erneuerung verschiedener Anlagen beauftragt.
„Die Stärke und Agilität von VINCI Energies liegt darin, rasch und bedarfsgerecht Monteure aus unterschiedlichen Regionen einzusetzen, um die erforderlichen Kompetenzen für dieses außergewöhnliche Projekt zur Verfügung zu haben.“
Diese WIG wurde eigens für Tätigkeiten im Bereich Wasserbau ins Leben gerufen und ist nicht nur in der Bretagne, sondern auch in den französischen Alpen aktiv. Sie bündelt die Ressourcen von Actemium Brest und Actemium Grenoble. Nach Abschluss der Planungsphase durch die WIG und Sanierung der Wehrverschlüsse und der Gleichstromnetze modernisiert Actemium Brest die Leittechnik der acht ersten Turbinengruppen.
Kraftwerk der neuen Generation
„Wir können für das Gezeitenkraftwerk Mitarbeiter aus anderen Regionen mit vielfältigen Kompetenzen einsetzen, darin liegt die Stärke unseres Networkings“, kommentiert Loïc Gromellon, Gebietsleiter bei VINCI Energies.
Im Gezeitenkraftwerk sind etwa 20 Actemium-Techniker mit dem schrittweisen Austausch der 24 Turbinengruppen beschäftigt. Dazu gehören Schaltschränke, Verkabelung, MSR-Technik (Temperaturfühler und Frequenzmessgeräte) und schließlich die Leittechnik. Diese sorgt bei der Stromerzeugung für die richtige Frequenz und Leistung.
„Bei der Sanierung implementieren wir modernste Leittechnik“, fügt Gromellon hinzu. Die entsprechenden Regler sind sozusagen die „Gehirne des Kraftwerks“. Sie steuern mittels eines vom Betreiber EDF festgelegten Programms die Turbinen und Wehrverschlüsse.
Der Turbinentausch erfolgt paarweise und in drei Bauphasen, bei denen jeweils 8 Turbinen à 10 MW erneuert werden. So kann die Produktion aufrecht erhalten werden – dazu hat sich der Betreiber gegenüber dem Stromnetzbetreiber RTE verpflichtet.
Nach drei 18-monatigen Bauphasen erstrahlt das Gezeitenkraftwerk wieder im alten Glanz, und mit ihm das von de Gaulle geprägte Symbol einer alternativen, zu 100 % erneuerbaren und anders als bei Sonne und Wind komplett planbaren Energiequelle.