In der Coronakrise ist die Kontrolle der Partikelkonzentration in der Luft und der Brandschutz in diesen für Forschung oder Industrieproduktion genutzten Räumen wichtiger denn je. Die Business Units von VINCI Energies haben in dem Bereich ein wertvolles Know-how entwickelt.
Abgeschlossene Räume mit kontrollierter Atmosphäre, um jegliche Kontamination der Umgebungsluft zu verhindern – Reinräume sind aus der Forschung und der Arzneimittel- bzw. Impfstoffproduktion nicht wegzudenken. Gleichzeitig kann die Luft in Reinräumen durch vielerlei Quellen verschmutzt werden – Außenluft, Farbe, Beschichtungen, partikelausstoßende Geräte oder Reinigungsmittel.
„Reinräume brauchen extrem saubere, glatte Oberflächen mit sehr feinen Fugen – das erfordert viel Fachwissen.“
Neben einem hochwertigen Lüftungssystem sind für solche Einrichtungen besondere Vorsichtsmaßnahmen bei Bau, Brandschutz und Instandhaltung notwendig. Kompetenzen, die in der Coronakrise natürlich sehr gefragt sind.
Spezielle Materialien und Techniken
Es gibt bei VINCI Energies eine Reihe von Business Units, die auf diesen Bereich spezialisiert sind. Etwa die G+H Innenausbau mit ihrer BU G+H Reinraumtechnik GmbH im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen.
Den Geschäftsbereich mit etwa zwanzig Beschäftigten gibt es seit knapp 40 Jahren. Bereits in den 1970er-Jahren wurde die erste Reinraumwand aus Metall mit bündiger Verglasung für die Pharmaindustrie entwickelt.
„Reinräume brauchen extrem saubere, glatte Oberflächen mit sehr feinen Fugen – das erfordert viel Fachwissen“, erläutert Thomas Fuchs, Division Manager bei VINCI Energies Deutschland Building Solutions.
G + H Innenausbau bietet unter anderem zwei Innovationen in diesem Bereich: die VarioAccess-Decke und eine dicht schließende Schiebetür. Bei der VarioAccess-Decke erfolgt die Abdichtung durch Silikonschläuche, es ist keine Nassversiegelung notwendig. Lüftungselemente, Leuchten usw. können im Rastermaß eingebaut werden. Die dicht schließende Schiebetür ist umlaufend mit einer Silikon-Sonderdichtung ausgestattet und bietet einen erhöhten Schallschutz.
G+H Innenausbau ist insbesondere auch in der Schweiz und der Türkei tätig und gehört in Deutschland zu den Marktführern bei Reinräumen. „Unter anderem haben wir 2018 eine große Anlage bei Bayer ertüchtigt“, so Fuchs.
Maßgeschneiderter Brandschutz…
Auch der Brandschutz ist in stark abgeschirmten Reinräumen keine triviale Aufgabe. Schließlich wird dort mit Viren oder anderen gefährlichen Wirkstoffen gearbeitet, die besondere Lösch- und Wasseraufbereitungsanlagen erfordern.
„Die Räume müssen völlig dicht sein. Deshalb sind Wanddurchführungen für Rohre oder Düsen sehr anspruchsvoll“, erläutert Cyrille Harand, Leiter der BU Uxello Risques Spéciaux, die in der zukünftigen Antigen-Produktionsanlage der deutschen Boehringer Ingelheim im Großraum Lyon den Brandschutz installiert.
An dem Standort mit Schutzstufe 4 wird mit hoch gefährlichen Stoffen gearbeitet. Die Herausforderung ist umso größer, als der Konzern und das Ingenieurbüro Technip auf ein Sprühwasserlöschsystem setzen. Eine Frankreichpremiere bei einer pharmazeutischen Anlage.
„Das System hat zwei Vorteile“, erläutert Harand. „Erstens benötigt es im Durchschnitt fünfmal weniger Wasser als eine Sprinkleranlage. Somit entsteht weniger Löschwasser, das aufwändig gelagert und gereinigt werden muss. Zweitens ist dieses System mindestens genauso wirksam wie eine herkömmliche Anlage. Je feiner nämlich die Wassertröpfchen, die unter hohem Druck austreten, umso besser absorbieren sie die Hitze.”
…mit Einzelzertifizierung
Bei einem so ungewöhnlichen Projekt musste sich die Brandschutz-Fachfirma anpassen und agil sein. „Bei sämtlichen Projektschritten war Maßarbeit gefragt“, so die Geschäftsleitung von Uxello Risques Spéciaux. „Etwa bei der Planung des Fernsteuerungssystems der Anlage (Auslösung, Instandhaltung, Verriegelung), aber auch bei der Herstellung der Wanddurchführungen und sämtlicher in Edelstahl 316L ausgeführten Equipments. Dieser Werkstoff ist extrem glatt und kann deshalb gut gereinigt werden.”
Eine weitere Premiere: bei der zukünftigen S4-Anlage von Boehringer Ingelheim in Jonage konnte Uxello Risques Spéciaux erfolgreich ein Zertifizierungsverfahren umsetzen, obwohl es für diese Anlagen noch keinerlei passende Vorschriften gab. „Wir haben uns an eine in Österreich ansässige benannte Stelle gewendet, wo die in Jonage installierten Equipments hergestellt werden“, so der BU-Leiter.
11/03/2021