Gehen Sie direkt zum Inhalt der Seite Gehen Sie zur Hauptnavigation Gehen Sie zur Forschung

Sämtliche Anwendungen und Steuerungsschnittstellen für die U-Bahn von Lyon sollen in einer neuen, zentralen Leitwarte zusammengefasst werden. Enfrasys, eine Business Unit von VINCI Energies, steht im Zentrum dieses ehrgeizigen Projekts, das im Auftrag der Verkehrsbehörde SYTRAL Mobilités realisiert wird. 

Mit vier Linien, 34 Streckenkilometern und 42 Stationen betreibt die Lyoner Metro nach Paris das zweitgrößte U-Bahnnetz Frankreichs. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 1978 wird der Betrieb (Zugfolgesteuerung, Fahrgastsicherheit, Anlagenüberwachung) von einer zentralen Leitwarte unter dem Fernbahnhof Lyon-Part-Dieu aus gesteuert. In dem langgezogenen Raum sind zahlreiche Computer und ein großer Wandbildschirm untergebracht. 

In den letzten 35 Jahren wurde diese Leitwarte bereits mehrfach modernisiert, insbesondere, als die vollautomatisch verkehrende Linie D in Betrieb ging, und vor kurzem noch einmal, als die Linie B erweitert und automatisiert wurde. 

Aber jetzt erwartet die Lyoner Leitwarte ein weit darüber hinausgehendes Umbauprojekt. Im Laufe der Jahrzehnte kamen immer neue IT-Systeme hinzu, die sich teilweise sogar überlagern. Das macht die Arbeit damit zunehmend komplex. 

Die Sanierung der Leitwarte soll die Qualität und Sicherheit des U-Bahnverkehrs sicherstellen. 

Die meisten Anwendungen sind für eine spezifische betriebliche Funktion konzipiert (Verkehrssteuerung, Fahrgastinformation, Videoüberwachung, Kommunikation mit den Triebfahrzeugführer:innen und Mitarbeiter:innen vor Ort, Management der Energieversorgung) und die Beschäftigten in der Leitwarte müssen häufig von einem Tool zum nächsten wechseln, um ihre Aufgaben zu erfüllen. 

Unterschiedliche Oberflächen und Mehrfacheingaben führen zu Produktivitätseinbußen, vermeidbarer Ermüdung und erhöhtem Fehlerrisiko. Zudem erschwert und verteuert die Vielzahl der Systeme jegliche Weiterentwicklung. 

Zwei Ausschreibungen und ein Umzug 

Deshalb startete SYTRAL Mobilités, die Verkehrsbehörde für den Großraum Lyon, Ende 2022 das Projekt „Metro-Leitzentrale“, das zwei Ziele verfolgt: den Umzug der zentralen Leitwarte in einen Vorort von Lyon, Vaulx-en-Velin, wo moderne Räumlichkeiten mit Tageslicht verfügbar sind, und die Modernisierung der Mensch-Maschine-Schnittstellen (MMS). 

Für das Projekt wurden zwei große Ausschreibungen zur Softwareentwicklung durchgeführt; bei beiden bekam die Arge Capgemini/Enfrasys (VINCI Energies) den Zuschlag. 

„Beim ersten Auftrag geht es darum, verschiedene MMS innerhalb einer Anwendung zusammenzufassen. Bei dem zweiten um die Erstellung eines Repositorys und einer Grundlage für den Datenaustausch für sämtliche Systeme“, erläutert Charles Delucenay, BU-Leiter Enfrasys. 

Eine einheitliche Hypervisor-Lösung für den Betrieb sämtlicher Metrostrecken hat mehrere Vorteile: Optimierung der Arbeitsplatz-Ergonomie, zuverlässigere Informationen und damit schnellere Reaktionen im normalen Betrieb und bei Unregelmäßigkeiten, flexiblerer, bedarfsabhängiger Dienstplan für die Beschäftigten, Modernisierung bestimmter, obsoleter Systeme, bessere Interoperabilität durch Standardisierung der Kommunikationsprotokolle mit allen Subsystemen, was die Wartungsfreundlichkeit verbessert und Weiterentwicklungen kostengünstiger macht. 

Gemeinsames Design 

Pro Tag nutzen etwa 700.000 Fahrgäste die Lyoner Metro. Die Verkehrsbehörde möchte durch die Sanierung der Leitwarte die Qualität und Sicherheit dieser Verkehrsdienstleistung sicherstellen. Aber der Erfolg eines solchen Umbauprojektes hängt von der Akzeptanz der Anwender:innen ab. Das Design des neuen Systems war hier von entscheidender Bedeutung. 

„Wir nutzten das Know-how von Use.Design, eine Pariser Fachfirma für UI- und UX-Design, um ein Corporate Design zu erstellen und die MMS gemeinsam mit den Beschäftigten der Leitwarte zu erarbeiten. Dazu gab es mehrere aufeinander folgende Workshops. Insgesamt hat diese Phase ein knappes Jahr gedauert“, erinnert sich Thomas Vesque, Projektleiter bei Enfrasys. 

Die VINCI Energies-BU war über die gesamte Projektdauer eingebunden, von der Entwurfsplanung über Entwicklungen, Integration, Inbetriebnahme bis zur betrieblichen Instandhaltung des Systems. 

Die Validierung neu entwickelter Softwarebausteine musste, um Betriebsunterbrechungen zu vermeiden, nach und nach erfolgen. Die Tests fanden nachts zwischen ein und vier Uhr statt. Angesichts dieses engen Zeitfensters musste Enfrasys im Vorfeld Versuche in den eigenen Räumlichkeiten durchführen. 

Das Gesamtbudget für das Projekt „Metro-Leitzentrale“ beläuft sich auf 89 Mio. Euro. Bis 2027 soll die neue Leitwarte in Vaulx-en-Velin fertiggestellt sein, bis 2030 wird dann die derzeitige Leitwarte im Bahnhof Lyon-Part-Dieu zur Ersatz-Leitwarte umgebaut. 

 

16/02/2024