Gehen Sie direkt zum Inhalt der Seite Gehen Sie zur Hauptnavigation Gehen Sie zur Forschung

bus_electrique_prague

Pilotprojekte in ganz Europa haben den Nachweis erbracht, dass Elektrobusse und die dafür erforderlichen Ladesysteme heute voll einsatzfähig sind. Elektrobusse werden im Stadtverkehr dieselbetriebene Busse ablösen und exakt denselben Dienst erbringen können. Ein Beispiel dafür ist Prag.

„Fahrgäste befördern, keine Akkus.“ Die Worte von Nicolas Héritier, Urban Transport VP des Untrnehmensbereichs Mobility (VINCI Energies) klingen wie ein Slogan und bringen genau auf den Punkt, worauf der von Mobility und konkret von Cegelec Prag seit bald zwei Jahren in der tschechischen Hauptstadt getestete E-Bus abzielt.

„Fahrgäste befördern, keine Akkus“. Diese Aussage bringt klar auf den Punkt, worauf der von Cegelec Prag durchgeführte E-Bus-Testbetrieb abzielt.

Dieses Elektrofahrzeug der jüngsten Generation ist mit einem Minimum an Akkus ausgestattet, die jedes Mal, wenn es der Busbetrieb gestattet, wieder nachgeladen werden. Im vorliegenden Fall wird in Prag die von der Verkehrsbehörde vorgeschriebene Fahrerpause (ca. alle 4 Stunden) genutzt, um die Akkus ohne Betriebsunterbrechung nachzuladen.

Das System ist ganz einfach: An der Endhaltestelle stellt der Fahrer seinen Bus auf einer mit einer Oberleitung ausgestatteten Parkfläche ab und fährt den Stromabnehmer aus. Der dadurch hergestellte Netzanschluss lädt die Batterien vier Minuten lang. Die Stromversorgung der Ladeleitung erfordert keine aufwändigen Tiefbauarbeiten, da die Energie aus dem Prager Straßenbahnstromnetz bezogen und nach Stabilisierung in die Ladeleitungen eingespeist wird.

Gelegenheitsladen

Für Nicolas Héritier ist der Prager Testversuch schlüssig: „Die Technologie ist ausgereift, der E‑Bus kann genauso eingesetzt werden wie ein Bus mit Verbrennungsmotor.“ Nach zwei Jahren Erprobung kann der Technik des „Opportunity Charging“ oder Gelegenheitsladens (wenig, aber dafür häufig) Serienreife mit Einsatzmöglichkeit auf breiter Basis bescheinigt werden. Prag wird seine Entscheidung im September bekannt geben.

Frankreich steht diesem Trend in nichts nach. Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP haben im März 2017 angekündigt, zusammen mit Alstom sechs Monate lang auf zwei Linien (Gare Saint-Lazare – Porte de Gentilly und Eglise de Pantin – Sevran Avenue Ronsard) ebenfalls eine Opportunity Charging-Lösung unter Ist-Betriebsbedingungen erproben zu wollen.

Bedarfsgerecht

Auch andere Städte wollen rasch auf umweltfreundliche Mobilität umstellen (siehe Kasten). In Frankreich hat Mobility bei Ausschreibungen der Städte Pau, Nantes und Amiens ein entsprechendes Angebot unterbreitet. „In jeder Stadt, bei jeder Linie stellt sich der Fall anders dar. Dabei spielen die Kenndaten der Linie, Klima, Busgröße und natürlich auch die Betriebsbedingungen eine Rolle“, unterstreicht Nicolas Héritier und verweist dabei auf die Notwendigkeit, „der Stadt jeweils eine bedarfsgerechte Lösung zu bieten“. Wenn eine Oberleitung bzw. eine Ladeleitung an der Endhaltestelle wie in Prag nicht in Frage kommt, müssen Busse eben eine Reichweite für den ganzen Tag – 250 – 300 km – mit Nachtladung im Busdepot haben.

Bye-bye Diesel

Das Interesse von Stadtverwaltungen, sich vom Dieselantrieb zu verabschieden, ist groß. Die wiederholten Überschreitungen der Feinstaubbelastungsgrenzwerte im Winter 2016 haben bei den französischen Kommunalpolitikern das Bewusstsein für die Dringlichkeit dieser Frage verschärft. Ein weiterer Faktor für eine Umstellung in großem Maßstab ist rechtlich begründet: kraft Energiewendegesetz und Anwendungserlass von Januar 2017 sind Städte mit mehr als 250.000 Einwohnern ab 2020 verpflichtet, für einen Deckungsgrad von 100% bis 2025 einen bedeutenden Anteil an Bussen mit sauberem Antrieb zu beschaffen. Das Tempo auf der Straße zum Elektroantrieb beschleunigt sich.
11/09/2017