Das Geschäftsfeld Facility Management von VINCI Energies möchte durch die Reduzierung der Treibhausgasemissionen an Rentabilität und Produktivität gewinnen. Dafür werden systematisch Dekarbonisierungsziele und -tools in die Verträge integriert. Erläuterungen von Pierre-Yves Dehaye, Geschäftsleiter Facility Management in der Region Süd, Zentrum und Ost bei VINCI Energies Frankreich.
Die ökologische Wende ist etwas, was sich viele große Firmen auf die Fahnen geschrieben haben. Welche Stellschrauben bieten hier das Facility Management und die technische Instandhaltung?
Pierre-Yves Dehaye. Der Energiesektor steht für 16 % der französischen CO2-Emissionen. Laut der Beobachtungsstelle für nachhaltige Immobilien hat ein Bürogebäude über seine gesamte Nutzungsdauer hinweg einen CO2-Fußabdruck von 9 Tonnen CO2-Äquivalent pro Quadratmeter. Beim Facility Management kümmern wir uns um die Instandhaltung und Bewirtschaftung von Liegenschaften. Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung und Wasserversorgung sind in einem Gebäude unabdingbar und stehen gleichzeitig unter besonderer Beobachtung. Gleiches gilt aber auch für die Gebäudenutzung. Unsere Business Units spielen somit eine Rolle bei einer schnelleren Umsetzung der ökologischen Wende auf Kundenseite, sowohl was den Treibhausgasausstoß als auch die Schonung der natürlichen Ressourcen angeht. Außerdem stehen wir, wenn wir auch das Hospitality Management übernehmen, im Kontakt zu den Mitarbeitenden unserer Auftraggeber:innen, können ihre Handlungen und Verhaltensweisen beobachten und beeinflussen. Das eröffnet uns weitere Möglichkeiten, etwa indem wir die Nutzer:innen tagtäglich auf Dinge wie Mülltrennung, die Einhaltung der Raumtemperatur-Vorgaben usw. ansprechen.
Wie gehen Sie das Thema Dekarbonisierung an?
P.-Y. D. Bewusst als Querschnittsthema, indem wir auf eigene Initiative entsprechende vertragliche Verpflichtungen gegenüber unseren Kund:innen eingehen. Vor vier Jahren haben wir beschlossen, dass wir unsere Auftraggeber:innen bei der Reduzierung ihrer eigenen Emissionen unterstützen wollen.
Um dies so effizient wie möglich zu tun, haben wir dabei von Anfang an die kundenseitigen Scopes 1, 2 und 3 berücksichtigt. Über alle Maßnahmen hinaus, die sich auf Scope 1 und 2 beziehen (Energieeffizienz, Kältemittel usw.) mussten wir aufgrund dieser Herangehensweise an unseren eigenen Emissionen arbeiten, denn nur so können wir die vorgelagerten Scope 3-Emissionen des Kunden verringern. Die Business Units verpflichten sich vertraglich zur Verringerung ihres eigenen Treibhausgasausstoßes, zum Energiesparen, etwa durch Wärmerückgewinnung, sowie zur Kreislaufwirtschaft, beispielsweise durch die Wiederverwendung von Leuchten und Thermostatventilen.
Mit welchen Tools setzen Sie die Dekarbonisierung um?
P.-Y. D. Im Rahmen des so genannten Klimaschutzvertrags (Contrat de Performance Bas Carbone, CPBC) können mehrere Tools eingesetzt werden. Ich denke etwa an den Umwelt-Quickscan, der anhand einer schnellen Messung der spezifischen Emissionen von bestehenden und potentiellen Kund:innen die Erarbeitung eines Dekarbonisierungsplans ermöglicht, der zu ihren Einsparzielen passt.
Erwähnenswert ist auch das CMS (Carbon Monitoring System), ein Instrument zur Überwachung der Reduktionszusagen und zur Bewertung der umgesetzten Klimamaßnahmen.
Wir haben ebenfalls ein Tool entwickelt, das anhand von Zahlen der französischen Umweltagentur ADEME und der französischen Umweltdatenbank INIES die Klimabilanz unserer Facility Management-Verträge berechnet. Wir nennen es P2C (Profil Carbone Contrat).
„Wir spielen eine Rolle und tragen Verantwortung bei der schnelleren Umsetzung der ökologischen Wende.”
Warum wurde dieses Tool entwickelt? Worum handelt es sich genau?
P.-Y. D. Das Tool soll unsere Kund:innen zu mehr Umweltbewusstsein erziehen. Das Prinzip ist einfach: Wir identifizieren die CO2-Quellen, legen Klimamaßnahmen fest und berechnen die Auswirkungen dieser Maßnahmen. Indem wir es gemeinsam mit den Kund:innen einsetzen, steigern wir deren Klimabewusstsein. Zusammen füllen wir unsere Berechnungstabellen aus, lernen dazu und werden immer effizienter.
P2C betrifft bis Ende 2024 100 % aller Verträge in meinem Bereich, insgesamt rund 2000. Durch diesen Ansatz verändern wir unsere Geschäftsmodelle grundlegend. Parallel dazu haben wir eine Art „Klimabilanz“ pro Projekt eingeführt, die ähnlich wie unser Rechnungswesen funktioniert. Indem wir uns vertraglich zur Erreichung bestimmter Klimaziele verpflichten, zeigen wir unseren Kund:innen, dass Klimaschutz Rendite und Produktivität steigern kann – sowohl bei ihnen als auch bei uns.
Das zum Thema Dekarbonisierung. Wie sieht es in anderen Bereichen aus?
P.-Y. D. Wir haben in die Kreislaufwirtschaft investiert. In unseren Business Units gab es bereits zahlreiche Initiativen. Jetzt schalten wir einen Gang hoch, verbreiten und fördern Best Practices, um den Klima- und Ressourcenschutz noch weiter zu verbessern.
Unsere Kund:innen sind da weniger zögerlich als wir und setzen zunehmend auf Reparatur, Aufarbeitung und Gebrauchtkauf. Plattformen wie Cycle Up oder Proclus, um nur die bekanntesten zu erwähnen, werden jeden Tag populärer, die Artikeldatenbank wächst.
Auch bei der Ressourcenschonung müssen wir vorankommen, insbesondere bei Boden und Wasser. Um die Auswirkungen unserer Tätigkeiten auf die natürlichen Ressourcen zu bewerten, haben wir eine neue P2C-Funktion entwickelt, mit der berechnet werden kann, wie sich der Materialverbrauch auswirkt.
Wir machen Fortschritte an allen Fronten und binden so viele Stakeholder:innen wie möglich ein.
12/12/2024