Schweden leistet Pionierarbeit bei klimaneutralen Mobilitätsinfrastrukturen
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Die auf einer Ostseeinsel verwirklichte Smartroad Gotland ist eine Straßeninfrastruktur, die Elektroautos während der Fahrt per Induktion aufladen kann. Eitech Electro, eine Business Unit von VINCI Energies, ist an der Erprobung beteiligt.
Auf einem neuartigen Straßenabschnitt in Schweden ist ein Elektrobus unterwegs. Das 1,6 Kilometer lange Teilstück auf der idyllischen Insel Gotland, eine Klimagemeinde mitten in der Ostsee, hört auf den Namen Smartroad Gotland und hat die Besonderheit, dass es Elektrofahrzeuge per Induktion aufladen kann.
Unter der Fahrbahn sind Kupferspulen verbaut, die Energie auf eine Empfangsspule unter Fahrzeugen jeglicher Art übertragen können, ob Lkw, Busse oder Pkw. Das Verfahren ermöglicht so das Aufladen der Batterie während der Fahrt.
Die Technik macht die Infrastruktur intelligent, denn sie ist nur aktiv, wenn tatsächlich ein Fahrzeug vorbeifährt. Die Aktivierung erfolgt metergenau, so dass jede Sektion immer nur wenige Millisekunden Energie abstrahlt. Personen oder Tiere auf der Fahrbahn sind somit vor den elektromagnetischen Feldern geschützt.
Die von der israelischen Firma Electreon entwickelte Lösung ist besonders für den Fernlastverkehr vorteilhaft, weil die Lkw so weder schwere, teure Batterien brauchen noch ständig Ladepausen einlegen müssen.
Vier Feldversuche
Das Projekt läuft seit Herbst 2020 bis Frühjahr 2022 und wird von der schwedischen Straßenverwaltung (Trafikverket) finanziert. Um die vom Straßenverkehr ausgestoßenen Treibhausgase (30 % vom Gesamtausstoß) zu verringern, will Schweden für geschätzt drei Milliarden Euro etwa 2.000 km Induktionsstraßen bauen.
Schweden möchte für geschätzte drei Milliarden Euro etwa 2000 Straßenkilometer mit Induktionsspulen ausstatten
Smartroad Gotland ist einer von derzeit vier Feldversuchen in dem Land, bei dem diese Technologie zum Einsatz kommt. Danach soll ein größerer Abschnitt auf der Strecke Örebro-Hallsberg damit ausgestattet werden.
Für dieses innovative Projekt wurde Eitech Electro (VINCI Energies) mit der Installation und Inbetriebnahme des Electreon-Systems beauftragt. „Wir haben das System von der Planung bis zur Umsetzung den schwedischen Vorschriften angepasst (Kabelquerschnitte, Stromverteilungen, Steuerungstechnik usw.)“, erläutert Tomas Lindsbro, BU-Leiter bei Eitech Electro.
„Wir übernahmen die komplette Systeminstallation einschließlich Leittechnik und Induktionsspulen unter der Fahrbahn. Auch die Inbetriebnahme gehörte in unseren Verantwortungsbereich“, ergänzt er.
Je nach Bedarf waren dafür drei bis fünf Mitarbeitende von Eitech Electro im Einsatz. Das System ist nicht nur hochmodern, sondern auch nachhaltig. Bei normaler Instandhaltung wird nämlich von einer Lebensdauer von etwa 40 Jahren ausgegangen.
Auch Deutschland arbeitet an der Induktionsstraße
Am 28. Januar 2021 erhielten Eurovia Teerbau, eine Tochtergesellschaft des VINCI-Konzerns, gemeinsam mit den Partnern Volkswagen, Omexom GA Süd (VINCI Energies) und der TU Braunschweig eine Förderzusage der BaSt für das Forschungsprojekt eCharge. Ziel ist die Entwicklung eines kontaktlosen Induktionsladesystems für Elektrofahrzeuge während der Fahrt. Verläuft das Projekt erfolgreich, sollen auf den Autobahnen in regelmäßigen Abständen 25 Kilometer lange „E-Korridore“ eingerichtet werden. Das Projektteam befasst sich außerdem mit Abrechnungsverfahren und wirtschaftlich tragfähigen Betriebsweisen. Außerdem ist die Entwicklung dieser Technologie Gegenstand des europäischen Projekts „INCIT-EV“ und des Forschungsprojekts „InductInfra“ der RWTH Aachen.
16/09/2021