Wasserkraft – im neuseeländischen Energiemix von zentraler Bedeutung
Lesezeit: 3 min.
Knapp 80 % der in Neuseeland produzierten Elektrizität stammt aus erneuerbaren Energien. Auch wenn die Windkraft stark im Kommen ist, bleibt Wasser die wichtigste Energiequelle.
Die Nord- und die Südinsel, aus denen Neuseeland besteht, sind von der Natur verwöhnt und können sich für die Stromproduktion weitgehend auf erneuerbare Energien verlassen. 57 % des Stroms werden mit Wasser aus Stauseen produziert.
Die Südinsel, auf der die größten Dämme wie etwa der Benmore Dam liegen, erreicht dabei sogar 98 %. Die Lage des Landes auf dem Pazifischen Feuerring ist ausgesprochen günstig für die Erdwärmenutzung (16 % im Energiemix). Ergänzend ist auch Windkraft (5 %) im Einsatz. Grade letztere erneuerbare Energiequelle ist stark im Kommen.
Der Windpark Te Apiti des öffentlichen Betreibers Meridian Energy wurde mit Unterstützung von Electrix (Omexom-Netzwerk) errichtet und war die erste Anlage dieser Art, die in Neuseeland ans Netz ging.
„Te Apiti wurde auf 1.150 Hektar landwirtschaftlichen Nutzflächen gebaut und hat eine Spitzenleistung von 90,75 Megawatt. Damit können etwa 39.000 Haushalte versorgt werden“, so Neil Matheson, Business Unit Manager bei Electrix.
„Das ist sicher nicht wenig, aber verschwindend gering im Vergleich zu den großen Wasserkraftwerken in unserem Land: Mit 6 Turbinen à 90 MW erreicht Benmore Dam eine Leistung von 540 MW, das reicht für knapp 298.000 Haushalte!“
Um die gleiche Strommenge mit Windkraftanlagen zu erzeugen, müsste ein Windpark auf einer Fläche gebaut werden, die 4.285 Fußballfeldern entspricht! Es gibt sogar noch größere Wasserkraftwerke, fährt der Electrix-Manager fort. Am Standort Manapouri drehen sich 7 Turbinen à 122 MW. Mit einer elektrischen Leistung von 800 MW „können etwa 619.000 Haushalte versorgt werden.“
Leistungszahl
Aber Wasser- und Windkraft unterscheiden sich nicht nur in ihrer Kapazität. Matheson bemerkt, „dass die Leistungszahl der Windkraft weit geringer ist als die der Wasserkraft“. Dieser Wert ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen theoretischer Anlagenleistung und tatsächlicher Produktion. In Neuseeland liegt er mit 45 % besonders hoch, während etwa französische Windparks im Durchschnitt weniger als 30 % erreichen.
Wind- und Sonnenkraft sind unstete Energieträger. Aus Gründen der Netzstabilität sind deshalb kontinuierliche Quellen erforderlich.
Die Lage von Te Apiti in der Nähe der Manawatu-Schlucht auf der Nordinsel, durch die ein beständiger Wind weht, erklärt zum Teil die außerordentlich hohe Leistung dieses Windparks.
Gleichzeitig, so der Electrix-Manager, bleiben Wind und Sonne (die in Neuseeland nur in Form von Solardächern genutzt wird) „unstete Energieträger, und um die Netzstabilität zu gewährleisten, müssen sie durch kontinuierlichere Quellen unterstützt werden.“
Wasserkraft als „natürliche Batterie“
Da, wo die Stromversorger deshalb im Allgemeinen konventionelle Kraftwerke (Kohle, Gas oder Öl) zur Ergänzung des Strommixes einsetzen, kann Neuseeland dank Wasserkraft und Erdwärme fast 100 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugen.
Reservekapazitäten sind für die Netzstabilität unabdingbar, und deshalb setzen die Produzenten „unsteter“ Energien, etwa aus Wind oder Sonne, üblicherweise auf Batterien zur Stromspeicherung.
Ein Stausee speichert Wasser und bildet somit eine Energiereserve. Eine Art „natürliche Batterie”, die zu einem sehr großen Teil dazu beiträgt, dass Neuseeland eines der Industrieländer mit dem geringsten CO2-Ausstoß ist und deshalb große Mengen an CO2-Zertifikaten verkaufen kann.
18/07/2018