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Im nordfranzösischen Dünkirchen hat Omexom Conversion & Storage für TotalEnergies die größte Speicherbatterie Frankreichs gebaut. Das System trägt unter anderem zur Regulierung der Stromnetzfrequenz bei.

Stromerzeugung und -versorgung waren noch nie mit so großen Herausforderungen verknüpft wie heute. Die weltpolitische Lage im Jahr 2022 hat die Dringlichkeit dieses Problems verdeutlicht. Insbesondere die Frage der erneuerbaren Energien rückt in den Mittelpunkt. Diese haben aber nur dann eine Zukunft, wenn Speicherlösungen entwickeln werden, um ihre Einspeisung ins Netz zu steuern.

Nur mit einem optimierten Management kann nämlich die Netzstabilität gewährleistet werden. Es geht entscheidend darum, Erzeugung und Verbrauch ins Gleichgewicht zu bringen. Dafür sind Regelungsreserven zur Frequenzstabilisierung, die so genannte FCR (Frequency Containment Reserve) notwendig. Damit kann die Netzfrequenz bei optimalen 50 Hz gehalten werden.

Ein 61 MW/61MWh-Speichersystem: das leistungsstärkste in Kontinentalfrankreich.

Ohne Speichermöglichkeiten muss der erzeugte Strom sofort verbraucht werden. Die Speicherung sichert somit die Stromversorgung, reguliert die Netzfrequenz und ermöglicht dadurch die Einspeisung sauberer, aber unsteter Energie aus erneuerbaren Quellen.

Genau diese Reservefunktion erfüllt auch das Dünkirchener Projekt von TotalEnergies. An dem ehemaligen Raffineriestandort im Hafen der nordfranzösischen Stadt Dünkirchen realisierte Omexom Conversion & Storage für TotalEnergies International (ehemals Total Solar International) ein Speichersystem mit einer verfügbaren Leistung von 61 MW und einer Speicherkapazität von 61 MWh. Damit handelt es sich um das leistungsfähigste System dieser Art in Kontinentalfrankreich.

Echtes Großprojekt

In Zusammenarbeit mit Saft, einer auf Industrieakkus spezialisierten Tochter von TotalEnergies, hat die auf die Konzeption von Stromspeichersystemen spezialisierte Business Unit von VINCI Energies 27 Batteriecontainer, genauso viele Spannungswandler, 29 Leistungstrafos sowie zwei Hochspannungsverteilungen installiert und zwei Hochspannungstrafos modifiziert.

Dieses Großprojekt wurde in zwei Tranchen abgewickelt: 2020 wurden 25 MW installiert, 2021 weitere 36 MW. Beide Blöcke sind an das Übertragungsnetz des französischen Betreibers RTE angeschlossen.

„Der Vorteil in Dünkirchen: Weil es sich um einen ehemaligen Industriestandort handelt, war bereits eine leistungsfähige Anbindung an das Übertragungsnetz vorhanden. Diese Netzanbindung ist bei PV-, Windkraft- und eben auch Speicheranlagen nämlich das A und O“, unterstreicht Thibault Fauquant, BU-Leiter von Omexom Conversion & Storage.

Mehrere Herausforderungen

Bei diesem Projekt musste Omexom Conversion & Storage gleich mehrere Herausforderungen meistern: Das Management einer neuartigen Batterie, die Netzanbindung des ersten Projekts dieser Art mit hohen Anforderungen an Zertifizierung und Grid Code(1), und die gleichzeitige Zertifizierung der beiden Anlagen (DK1 und DK2)“, erläutert Fauquant.

Der Leiter von Omexom Conversion & Storage unterstreicht außerdem den von seiner Business Unit betriebenen Aufwand zur Kostenoptimierung: „Zunächst arbeiteten wir mit 1000 V-Batteriesystemen. Heute nutzen wir 1.500V-Systeme. Der Vorteil: bei geringerer Stromstärke bekommen wir dieselbe Leistung. Weniger Ampère bedeutet dünnere Kabel, aber auch kleinere Leistungsschalter und kleinere Schutzeinrichtungen. Das senkt die Gesamtkosten.”

Neben der Leistungssteuerung hat Omexom Conversion & Storage auch ein System zum Lade- und Entlademanagement installiert. „Die Steuerung ist komplex. Sie erfolgt per Fernzugriff von unserem Büro im bretonischen Quimper aus, und das wiederum erfordert ein hohes Maß an Cybersicherheit“, so Fauquant.

Der Standort Dünkirchen, an dem etwa 35 Mio. Euro investiert wurden, trägt so zur Netzfrequenz-Regulierung bei, er stützt das Netz an kalten Wintertagen, wenn die Nachfrage besonders hoch ist, und er erleichtert die Einspeisung erneuerbarer Energien. Die restlichen Kapazitäten generieren zusätzliche Einnahmen, so dass das Projekt insgesamt rentabel ist.

 


Weitere Omexom-Projekte

Omexom hat bereits über 50 Speichersysteme in Kontinentalfrankreich und den französischen Überseegebieten installiert. Im Jahr 2022 laufen fünf weitere Projekte mit einer Gesamtleistung von 100 MW. „So arbeiten wir derzeit an einem Projekt in der TotalEnergies-Raffinerie Grandpuits, die geschlossen werden soll. Es handelt sich um ein 43 MW/43 MWh-Projekt, das größte, das wir jemals in einer einzigen Tranche abgewickelt haben“, erläutert Fauquant. Die Business Unit Omexom Conversion & Storage hat außerdem zwei Kombiprojekte mit PV- und Speicheranlage in Gièvres (Westfrankreich) und auf Korsika [Link] sowie ein Windkraft- und Speicherprojekt auf der Insel La Réunion. Die beiden letztgenannten Projekte haben die Besonderheit, dass sie Regionen betreffen, die nicht an das kontinentale Stromnetz angeschlossen sind und deshalb spezifischen, von der französischen Netzagentur CRE festgelegten Regeln unterliegen. Omexom wird bald auch außerhalb der französischen Grenzen Stromspeichersysteme installieren: „Tatsächlich haben wir den Zuschlag für unser erstes Projekt in Italien bekommen“, freut sich Thibault Fauquant.

 

*Grid Code: Ein Papier, das die Bedingungen festlegt, unter denen sich ein Stromerzeuger oder -verbraucher an das Netz anschließen darf.

 

13/10/2022