Das Start-up Wind my Roof entwickelt zusammen mit VINCI Energies eine originelle Lösung zur Stromerzeugung: eine Kleinwindkraftanlage auf dem Dach. Antoine Brichot, Mitbegründer von Wind my Roof, und Antoine de Broves, Leiter für Technik und Innovation bei Omexom, gehen darauf ein, was es mit ihrer seit 2017 bestehenden Partnerschaft auf sich hat.
Welches sind die Besonderheiten der Wind my Roof-Lösung?
Antoine Brichot: Wir haben eine Dach-Windturbine entwickelt, die Strom erzeugt. Die Besonderheit der WindBox, die übrigens seit Sommer 2019 patentiert ist, ist ihre horizontale Anordnung. Dadurch lässt sie sich auch am Rand des Daches anbringen. Außerdem weist sie ein optimales Verhältnis zwischen Erzeugungsleistung und Kompaktheit auf.
Welche weiteren Vorteile bietet diese Technologie?
Antoine Brichot: Sie kann auf jedem Flachdach installiert werden und ist leise und modular. Die Boxen lassen sich in beliebiger Zahl zusammenschalten. Jedes Modul erzeugt bis zu 1500 W Strom bzw. 1 MWh pro Jahr.
„Das Wind my Roof-Verfahren verursacht nur halb so viel CO2 pro kWh wie Solartechnik und im Schnitt 78 Prozent weniger als eine Kilowattstunde in Frankreich.“
Antoine de Broves: Das von Wind my Roof entwickelte Produkt ist gegenüber Fotovoltaik, die im Übrigen eine gute Ergänzung darstellt, wettbewerbsfähig. Interessant ist insbesondere der Klimaeffekt. Das Verfahren verursacht nur halb so viel CO2 pro kWh wie Solartechnik und im Schnitt 78 Prozent weniger als eine in Frankreich erzeugte Kilowattstunde.
A.B.: Außerhalb der Landesgrenzen ist der Öko-Gewinn sogar noch größer. Da durch den Energiemix in der übrigen Welt sehr viel mehr CO2 emittiert wird als in Frankreich, kann der Vermeidungseffekt sogar bis zu 95 Prozent ausmachen. Gerade deshalb ist für Wind my Roof die Verbindung mit einer internationalen Unternehmensgruppe wie VINCI Energies so wichtig.
Wie haben sich Wind my Roof und VINCI Energies kennengelernt?
A.B.: Der erste Kontakt erfolgte anlässlich einer Studenten-Challenge im Rahmen des VINCI-Innovationspreises. 2017 haben wir diesen Preis gewonnen und wurden anschließend acht Monate lang im konzerneigenen Start-up-Inkubator Leonard betreut. In dieser Zeit lernten wir die verschiedenen Konzernbereiche kennen, darunter auch VINCI Energies. Nach einem Jahr Reifungszeit im Inkubator nahmen wir 2019 zusammen mit VINCI Energies an der Fachmesse VivaTech teil.
A. de B.: Als Systemintegrator für schlüsselfertige Projekte interessieren wir uns bei Omexom für neue, speziell klimaneutrale Formen der Stromerzeugung wie die Lösung von Wind my Roof.
Wie hat sich die Beziehung zwischen Wind my Roof und VINCI Energies entwickelt?
A.B.: Anfangs war es eine Art Coaching, um uns selbst darüber klar zu werden, wie wir unser Studentenprojekt weiterentwickeln wollen. In der Inkubationsphase bei Leonard konnten wir dann an unserem Geschäftsmodell, dem Business-Plan und der Kundenakquise arbeiten.
A. de B.: Für VINCI Energies war keine besondere Anstrengung damit verbunden. Die Zusammenarbeit mit Partnern, darunter Start-ups, gehört zu unserem Betriebsalltag.
A.B.: Aktuell sind wir nur zu zweit mit meinem Partner Yanis Maacha, der sich um die technischen Aspekte kümmert. Die Diskussionen gestalten sich daher einfach. Wir stehen in direktem Kontakt zu den BU-Leitern von VINCI Energies.
Wie sehen die ersten konkreten Kooperationen aus?
A. de B.: Das erste gemeinsame Projekt mit Omexom ist ein Demonstrator, der diesen Sommer im Pariser Geschäftsviertel La Défense installiert wird. Paris La Défense will Strom für den lokalen Energiebedarf auf dem Fußgängerniveau erzeugen, das über kein integriertes Stromnetz verfügt. In einer ersten Phase soll damit eine E-Scooter-Flotte betrieben werden.
A.B.: Es werden zwei Boxen installiert, eine auf dem Info-Point von La Défense, die andere auf der Abdeckung eines Aufzugschachts. Unseren Berechnungen zufolge reichen diese beiden Module für 25 Ladevorgänge pro Tag bzw. 9000 pro Jahr.
A. de B.: Ein zweites Projekt besteht darin, auf den Dächern von zwei Business Units von VINCI Energies in Viry-Châtillon (SDEL Transport und Citeos) zwei bis vier WindBox-Module für den Eigenverbrauch und zum Laden elektrischer Betriebsfahrzeuge aufzustellen. Das Projekt umfasst auch Fotovoltaik-Verschattungselemente und einen Stromspeicher. Kurzum: ein komplettes Musterbeispiel für das Leistungsspektrum von VINCI Energies.
Wie profiliert sich die Zukunft dieser Partnerschaft?
A. de B.: Am 28. Februar ist der VINCI Energies-Investmentfonds Inerbiz an der Seite von KIC InnoEnergy in das Kapital von Wind my Roof eingestiegen. Wir sind von der Zukunftsfähigkeit dieses Angebots überzeugt.
05/06/2020