Nach einem Monat im Fußballfieber fand am 11.07.2016 das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft statt. Technisch gesehen gab es nie zuvor eine derart vernetzte europäische Sportveranstaltung.
Die zehn französischen Stadien wurden zu diesem Anlass größtenteils renoviert und mit innovativen Services ausgestattet, welche die Zuschauer auch eifrig nutzten. Ohne solche neuen Technologien – etwa ein Hochleistungs-WLAN – wäre diese Vernetzung gar nicht möglich. Für das vernetzte Stadion der Zukunft gibt es jedoch noch viel mehr technische Möglichkeiten, und auch nach der Europameisterschaft wird weiter investiert.
Generation „Instant-Fun“
Schauen Sie sich einmal an, was das Stadionpublikum vor Spielbeginn unternimmt: eine große Mehrheit macht Fotos, manche sind auf Facebook, Twitter, Instagram, filmen sich auf Snapchat, Periscope, laden Videos herunter usw. Es ist die Generation „Instant-Fun“, die ständig alles mit allen teilt. Wer 2016 in ein Stadion kommt, erwartet die entsprechende Infrastruktur, um seine Erlebnisse in Echtzeit mit anderen zu teilen. Deshalb muss die Netzabdeckung in allen Stadien perfekt funktionieren: bei 35.000 Sitzplätzen wie in der topmodernen Allianz Riviera von Nizza genauso wie bei 80.000 Zuschauern im Stade de France.
Ein herkömmliches WLAN zum Beispiel kann sich heutzutage kein Stadion mehr erlauben, sonst bleiben die Zuschauer aus. Verfügt ein Stadion nicht über eine angemessene digitale Infrastruktur, lässt seine Anziehungskraft nach. Das heißt nicht nur weniger Fanunterstützung für den Heimatverein, sondern unter Umständen auch finanzielle Probleme für den Club.
Die Digitalisierung richtet sich aber nicht mehr ausschließlich an das Publikum. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man ein Stadion noch mit einer mittelständischen Firma oder gar einem Familienbetrieb vergleichen. Das finanzielle Überleben hing von den traditionellen Einnahmen aus Spielen und direktem Sportmarketing ab. Heute haben sich Sportstätten zu wahren Einkaufszentren entwickelt. Natürlich werden dort immer noch Eintrittskarten verkauft, aber es gibt auch Fanshops, Restaurants und Sitzungsräume.
An spielfreien Tagen kann das Stadion von Touristen besichtigt werden, man kann dort zu Mittag essen oder Souvenirs kaufen.Unternehmen nutzen die Räumlichkeiten gerne für Seminare.
An Tagen mit großem Zulauf wird das Stadion zum Großkonzern, und die Kommunikationstechnik muss es gleich mit mehreren Herausforderungen aufnehmen: komplexe Architektur (Vorplatz, Lounges, Tribünen auf mehreren Ebenen, Verbindungsgänge, Parkhäuser usw.), hohe Bandbreiten für Internet und E-Mail-Verkehr (Upload-Kapazitäten) – Versand von Fotos und Videos, Videokonferenzen usw. – und unterschiedlichste mobile Endgeräte.
Außerdem wollen auch die Vertreter der Medien frisch gedrehte HD-Videos an ihre Redaktionen senden – mit dementsprechend hohen Ansprüchen an Qualität, Leistung und Bandbreite.
Um solche Schwankungen abfangen zu können, muss sich der „Großkonzern Stadion“ auf eine solide, agile Cloud-Infrastruktur stützen: Ein Equipment, mit dem das Alltagsgeschäft aber auch Großveranstaltungen abgedeckt werden können.
Lückenlose Vernetzung
Die Technik diversifiziert sich immer stärker, und es geht nicht mehr allein um die Frage des Netzzugangs (über LTE oder WLAN). Im Stade des Lumières in Lyon kann sich der Zuschauer dank virtueller Realität per Google Maps bis zu seinem Sitzplatz führen lassen. In der Allianz Riviera in Nizza wurden „FanCams“ installiert: Zu Spielbeginn macht eine Kamera ein 360°-Foto, auf dem alle Fans auf den Tribünen zu sehen sind. Nach dem Spiel können die Zuschauer in dieses Bild hineinzoomen, um sich und ihre Freunde im Stadion zu sehen. Eine Technologie, die überdies für mehr Sicherheit bei Zwischenfällen sorgt. Alles innovative Nutzungsmöglichkeiten, die in Frankreich bisher kaum zum Einsatz kommen, aber allgemein Einzug halten müssen, um die Besucherzahlen stabil zu halten.
Last but not least muss auch vor Spielbeginn die Kommunikationstechnik funktionieren. Es ist beispielsweise vorstellbar, dass ein Zuschauer sein Ticket im Internet kauft und dann die entsprechende Stadion-App herunterlädt. Die App schlägt mehrere Anfahrtmöglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto vor. Dank Big Data können Fahrtzeiten errechnet und am Veranstaltungstag Alternativrouten zur Stauumfahrung angeboten werden.
Bei seiner Ankunft im Stadion zeigt der Fan sein Ticket direkt auf dem Smartphone-Bildschirm und kann sich über die Stadion-App bis zu seinem Sitzplatz führen lassen. Während des Spiels kann er die Wartezeiten an den Catering-Ständen abfragen oder sich sogar eine Kleinigkeit direkt an seinen Sitzplatz bestellen. In naher Zukunft wird es im vernetzten Stadion auch möglich sein, einen wichtigen Spielzug nach wenigen Sekunden in Zeitlupe auf dem Smartphone zu wiederholen. Oder ein vor wenigen Minuten gefallenes, spektakuläres Tor aus einer anderen Kameraperspektive anzuschauen.
Das ist ein Ziel, das alle vernetzten Stadien in den nächsten Jahren anstreben müssen: die digitale Stadionumgebung muss lückenlos den gesamten Prozess abdecken, vom Ticketkauf bis zur Veranstaltung selbst. Ob als offizieller Partner, mittelbar oder unmittelbar Beteiligter an einer Veranstaltung wie der Europameisterschaft – die Verbesserung der Kommunikationstechnik in den Stadien ist für alle von grundlegender Bedeutung. Die Markenhersteller haben das schon längst verstanden und entwickeln immer mehr Inhalte, die auf diese Konnektivität zugeschnitten sind: Eigene Apps für jedes Spiel, die am Spieltag gepusht werden, Fananimationen über das Smartphone usw. Solche Interaktionen werden erst durch angepasste, zuverlässige, effiziente Infrastrukturen möglich. Sie werden letztlich dafür sorgen, dass die französischen Stadien nicht nur finanziell überlebensfähig sind, sondern es auch mit den Anlagen der europäischen Nachbarn aufnehmen können.
04/03/2017