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Standpunkte von Persönlichkeiten, Topmanagern, Forschern, Meinungsführern zu einem aktuellen oder strukturgebenden Thema in Bezug auf digitale Transformation und Energiewende.

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Airbnb, Blablarcar, Citymapper, Uber, Waze… digitale Plattformen haben die Arbeitsweise von Stadtverwaltungen und klassischen städtischen Dienstleistern geändert. Die verschiedenen privaten und öffentlichen Stakeholder müssen über neue Formen des Datenaustauschs nachdenken.

Welche öffentlich-private Zusammenarbeit ist im IT-Zeitalter möglich? Seit einigen Jahren entstehen im Zusammenhang mit urbanen Datenströmen neue Beziehungen zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Wie sehen diese Beziehungen aus? Welche Rolle spielen Daten bei diesem Zusammenspiel? Welchen Wert, welchen Status haben diese Daten? Welchen Herausforderungen müssen sich die beteiligten Akteure stellen? Diese Fragen standen im Fokus der unter anderem von La Fabrique de la Cité unterstützten Studie der Beratungsfirmen Chronos und OuiShare, die in Gänze hier heruntergeladen werden kann.

Die Ausgangslage ist bekannt: Gebietskörperschaften und die durch sie beauftragten Erbringer von Diensten der öffentlichen Daseinsvorsorge (Mobilität, Energie, Wohnraum usw.) stehen wegen neuer, digitaler Dienstleister vor einem Paradigmenwechsel. Durch die erfolgreiche Nutzung von Daten sowie neuen Informations- und Kommunikationstechnologien können diese ergänzende, wettbewerbsfähige Lösungen mit hohem Mehrwert für die Nutzer anbieten. Die Auswirkungen solcher Plattformen auf das städtische Umfeld sind beträchtlich und können sogar der Strategie einer Gebietskörperschaft zuwiderlaufen, so dass sie zum Handeln gezwungen ist (Verkehrsverlagerungen durch Waze auf dafür nicht ausgelegte Straßen, exzessive Mieterhöhungen aufgrund des Aufkommens von Airbnb, starker Preisdruck auf Taxitarife durch Uber). Trotz ihres wachsenden Einflusses bewegen sich diese „Data-Services“ – Citymapper, Strava, Uber, Blablacar oder Waze – derzeit noch außerhalb des klassischen Rechtsrahmens, der die Beziehungen und den Datenaustausch zwischen Gebietskörperschaften und den Erbringern von Diensten der öffentlichen Daseinsvorsorge regelt.

Allerdings ist die Zeit der von diesen Data-Services beschworenen „urbanen Revolution“ noch nicht gekommen. Datenmanagement alleine reicht nämlich nicht aus, um ein komplexes System wie eine Stadt tiefgreifend zu verändern. Aufgrund ihrer Zuständigkeit für öffentlichen Raum und Verkehrswege, ihrer Regelungsbefugnis und ihrer strategischen Rolle stehen die Kommunen weiterhin im Vordergrund. Eine weitere Einschränkung des Handlungsspielraums der Dataservice-Betreiber ergibt sich aus einer gewissen Loyalität der Gebietskörperschaften gegenüber ihren langjährigen Partnern.

Dennoch machen diese neuen Anbieter ein Umdenken in Sachen urbane Daten erforderlich. Die Gebietskörperschaften wollen durch diese neuen Technologien innovativer werden, effizientere Services anbieten und ihre Attraktivität erhöhen. Gleichzeitig möchten sie sich gegenüber den digitalen Anbietern behaupten und trotz des Vorsprungs dieser Dienstleister ihre langfristigen Visionen durchsetzen. Die privaten Data-Services wiederum setzen auf kurzfristigere Vorteile: Rendite, Verbesserung von Image und Servicequalität, Raum für Experimente oder auch einen neuen, strategischen Aktivposten.

Wie kann vor diesem Hintergrund der Datenaustausch so organisiert und überwacht werden, dass private Anbieter erfolgreich wirtschaften können und gleichzeitig die politischen Ziele der öffentlichen Hand erreicht werden? Aus den Arbeiten von Simon Chignard und Louis Bényayer ergeben sich drei Verwendungsmöglichkeiten für Daten. Zunächst können sie als Rohstoff genutzt und gehandelt werden. Sie können auch als Stellhebel oder Chance eingesetzt werden, d. h. als Entscheidungs- oder Handlungsgrundlage. Last but not least sind Daten ein strategischer Aktivposten, der dem Inhaber Vorteile bringt. In allen drei Bereichen wollen die beteiligten öffentlichen und privaten Akteure natürlich ihre Eigeninteressen wahren, und das beeinflusst die Beziehungen untereinander.

Deshalb werden ausgehend von diesen unterschiedlichen Datennutzungsmöglichkeiten verschiedene Modelle für das Zusammenspiel zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft getestet. Strava verkauft über den Dienst Strava Metro Verkehrsdaten direkt an Gebietskörperschaften. Waze setzt über das Programm Connected Citizen auf kostenlosen Datenaustausch mit lokalen Akteuren, bei dem beide Seiten gewinnen. Manche Städte machen bisweilen sehr enge Vorgaben für den Betrieb dieser Plattformen. Im texanischen Austin führte das aufgrund vermeintlich zu strikter Regeln gar zum Rückzug von Uber. Seit 2016 entwickelt die Euroregion Nouvelle Aquitaine-Euskadi-Navarra einen Verkehrsdatenpool, in den alle Daten der privaten und öffentlichen regionalen Akteure einfließen, um sie einer gemeinsamen, geregelten Nutzung zuzuführen. Damit können die Akteure kostengünstig und schnell auf lokale Daten zugreifen. So wird der Austausch oder der Verkauf bestimmter Daten eher von der Privatwirtschaft diktiert, die sich auf ihre Legitimität und den Mehrwert ihrer Dienstleistungen stützt. Bei anderen Daten ist die öffentliche Hand federführend und hat Datenpools oder Betriebsvorschriften für die Data-Services eingeführt. Bisher konnte sich kein Modell durchsetzen, die meisten sind noch im Versuchsstadium. Außerdem haben alle Vor- und Nachteile, wobei ihr Erfolg vom Umfeld, der Region, den handelnden Akteuren usw. abhängig ist.

Allerdings scheint es eine Reihe von Entscheidungsfaktoren zu geben, an denen sich die weitere Entwicklung dieser öffentlich-privaten Beziehungen orientieren wird. Um beim Datenaustausch zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand ein Gleichgewicht der Kräfte zu gewährleisten, kommt es wesentlich auf die Fähigkeit der Stadtverwaltungen an, sich entsprechende Kompetenzen anzueignen, ihre Mitarbeiter zu schulen und dem technischen Fortschritt zu folgen. Die klassischen Anbieter testen ebenfalls neue Strategien und passen sich an, um rentable, erprobte Geschäftsmodelle zu entwickeln – davon wird der Wert und Status der Daten abhängen, denn derzeit ist noch gar nicht klar, wie rentabel die Data-Services überhaupt arbeiten können. Auch klare Regelungen zur Abgrenzung des öffentlichen Datenraums sind von entscheidender Bedeutung. Diese müssen klar festlegen, welche Daten dazugehören, wer sie einspeist und welche Verpflichtungen sich daraus ergeben. Deshalb sind sie zentraler Bestandteil des Zusammenspiels zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Last but not least ist die Frage der Gleichbehandlung der Regionen bezüglich dieses Serviceangebots zu stellen, wenn diese Data-Services integrierender Bestandteil urbaner Dienstleistungen werden. Ein riesiges Projekt, das gerade erst angelaufen ist. Dazu demnächst mehr!

 

13/09/2017

Alexandre GRASSIGNY

Referent - La Fabrique de la Cité

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