Tjerk Alewijn arbeitet seit 2021 bei VINCI Energies, genauer bei Bosman Bedrijven in den Niederlanden. Seine Arbeitsstelle hat er selbst eingerichtet: Er ist Koordinator F&E BIM. Sein Auftrag: Er erarbeitet mit den verfügbaren Werkzeugen und Standards, und bald auch mit KI-Unterstützung, ein intelligentes, eigenständiges Modell zur Gebäudemodellierung.
Der Auftrag von Tjerk Alewijn bei Bosman Bedrijven besteht in der Konzeption und Pflege des Systems zur Gebäudemodellierung, dass zukünftig vollständig mittels KI verwaltet werden soll. Als Koordinator F&E BIM bei Bosman Bedrijven, einer niederländischen Business Unit von VINCI Energies, die Pionierarbeit im Bereich Building Information Modeling (BIM) leistet, arbeitet der 33-jährige Nachwuchsingenieur an diesem ehrgeizigen Projekt, das die Business Unit bereits seit 2015 vorantreibt und für eine völlig neue Art zu arbeiten steht.
„Diese neue Art zu arbeiten verwendet das Tool Autodesk Revit und wurde ursprünglich eingeführt, um eine weiterentwickelte Methode zur Verwaltung und Entwicklung von Bauprojekten zu implementieren“, weiß Alewijn. „Jetzt wollen wir das Modell dank Big Data und KI noch intelligenter und effizienter gestalten. Indem der Mensch so weit wie möglich außen vor bleibt, können wir das Workflow-Management bei der Gebäudeplanung optimieren und so Zeitaufwand, Kosten und Umweltauswirkungen des Projekts deutlich verringern.”
Die Nachhaltigkeit ist für den Ingenieur ein Leitmotiv bei seiner Arbeit. „Langfristig spart die KI Energie, weil die computergestützte Konzeption eines BIM-Modells nur noch einige Stunden oder gar Minuten dauert. Heute verbringen je nach Projektgröße mehrere Personen über drei Jahre an ihren Rechnern damit“, unterstreicht er. „Langfristig können durch die Optimierung der Einsatzplanung und Verwendung von Baustoffen in den BIM-Modellen sogar Rohstoffe eingespart werden.”
Neue Prozesse entwickeln
Es ist also auch keine Überraschung, dass er seit Ende 2022 an einem internen Projekt beteiligt ist, mit dem Bosman Bedrijven die eigene Kohlenstoffbilanz verbessern will. Sechs Arbeitsgruppen befassen sich mit den drei Scopes der CO2-Emissionen von Bosman Bedrijven. Tjerk Alewijn widmet sich dem Scope 3, den indirekten Emissionen – insbesondere der Lieferant:innen. „Angefangen haben wir mit einer Lieferantenumfrage. Sie zeigte, dass zwar 25 % von ihnen bei dem Thema schon recht weit gediehen sind, aber gleichzeitig über 50 % noch kaum Fortschritte gemacht haben.“ Eine riesige Herausforderung.
„Langfristig auf europäischer Ebene an der Entwicklung eines nachhaltigen KI-Modells für die Bauwirtschaft beteiligt sein.”
Neben diesem internen Auftrag und dem BIM-Projekt arbeitet Alewijn jeden Tag an der Verbesserung der firmeninternen Prozesse in den Bereichen Arbeitssicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit. Last but not least beschäftigt er sich mit Möglichkeiten zur Organisationsoptimierung der Business Unit, um sie effizienter zu machen. Auch hier stützt er sich hauptsächlich auf die Auswertung von Daten.
Alle diese Aufgaben passen perfekt zu seinen Zielen – schließlich hatte er die seltene Gelegenheit, seinen Posten selbst einzurichten. „Nach meinem Ingenieurstudium im Fachbereich Industriedesign habe ich mich bei einer Personal- und Zeitarbeitsagentur beworben, In Work, die auch für Bosman Bedrijven arbeitete. Nach Vertragsende bot mir Bosman Bedrijven eine Festanstellung an. Den entsprechenden Posten sollte ich gemeinsam mit der Firma selbst entwerfen, es sollte um die Arbeitsprozesse der Zukunft gehen. So wurde ich Koordinator F&E BIM.”
Technik und Mensch
Eine derart neue und hochspezialisierte Aufgabe erfordert sicherlich technische, aber auch soziale Kompetenzen – insbesondere die zwischenmenschliche Ebene ist gefragt. Das jedenfalls stellte Tjerk Alewijn bereits bei seinem Studienabschluss an der Technischen Universität Delft fest. Am Ende seines Bachelorstudiums beteiligte er sich an der Realisierung der Lumo-App. Sie soll Kinder auf einer Krebsstation dazu anhalten, sich zu bewegen, aber auch, sich mit den anderen Patient:innen des Krankenhauses kurzzuschließen und zu interagieren. Für seinen Master hat er an einem Projekt im Bereich Kreislaufwirtschaft gearbeitet, bei dem alte Matratzen zu Dämmplatten für Gebäude verarbeitet wurden.
„Bei diesen beiden Projekten habe ich gelernt, dass es für den Projekterfolg entscheidend darauf ankommt, zu Beginn genügend Informationen zusammenzutragen und den eigentlichen Bedarf genau zu ermitteln“, erzählt er. „Beide Punkte erfordern große Überzeugungskraft. Storytelling ist nämlich bei einem Projekt genauso wichtig wie Fakten und Technik.”
Auch in Zukunft möchte Alewijn in diesem Metier arbeiten, das Big Data und Nachhaltigkeit miteinander kombiniert. „Nach der derzeitigen Anlaufphase für die Entwicklung einer intelligenten BIM-Version wollen wir mit anderen Unternehmenseinheiten von VINCI Energies zusammenarbeiten, etwa Axians, um den nächsten Schritt zu tun. Langfristig möchten wir auf europäischer Ebene an der Entwicklung eines nachhaltigen KI-Modells für die Bauwirtschaft beteiligt sein.”
Genug Arbeit also für unseren Nachwuchsingenieur, der sich aber trotzdem genug Zeit frei hält, um seiner zweijährigen Tochter das Klavierspielen beizubringen – eine Leidenschaft, der er selbst seit seinem 9. Lebensjahr frönt.
15/12/2023