Marie-Laure Canonne ist Hauptprojektleiterin bei VINCI Energies. Eine wichtige Position mit großer Eigenständigkeit, die aber auch viel Anpassungsfähigkeit verlangt.
„Eine Riesenleistung“. So bezeichnet Marie-Laure Canonne den Bau des Forschungs- und Entwicklungszentrums des Pharmaunternehmens Servier auf dem Saclay-Plateau südwestlich von Paris. „Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt, weil es mich vor enorme Herausforderungen stellte. Es war meine erste Baustelle als Hauptprojektleiterin und damals eine der beiden größten von VINCI Energies im Großraum Paris.”
Während der vierjährigen Bauzeit, von 2019 bis 2022, hat Canonne viel gelernt. „Es war ein technisch hochkomplexes Projekt, etwa wegen der Reinwasserversorgung und der luftdichten Räume. Das erfordert ein technisches Know-how, wie man es nicht alle Tage auf unseren Baustellen findet.”
Seitdem ist sie mit einem neuen Großprojekt beschäftigt: „Austerlitz A7A8“, ein riesiger Gebäudekomplex, der im Auftrag von Kaufman & Broad am linken Pariser Seineufer errichtet wird. Bis Ende 2026 entstehen dort Büros, Wohnungen, Geschäftsräume sowie ein Hotel, ein Vereinshaus, Werkstätten, ein Parkhaus und Grünflächen.
„Die Arbeit an einem so vielfältigen Projekt ist sehr spannend“, erzählt sie. „Vor allem mag ich die Arbeit im Team, wo wir gemeinschaftlich handeln und die Bedürfnisse eines neuen Kunden verstehen müssen. Als Hauptprojektleiterin arbeite ich sehr eigenständig und kann konkret zum Projekterfolg beitragen. Bei meiner Arbeit ist kein Tag wie der andere!”
Internationale Erfahrung
Zu den Kernkompetenzen in ihrem Beruf zählt die 44-jährige Ingenieurin Dialogfähigkeit, vorausschauendes Handeln, technisches Know-how und Erfahrung, aber vor allem Anpassungsfähigkeit. Dinge, die sie im Laufe ihrer zwanzigjährigen Karriere bei zahlreichen Projekten erworben hat.
„Stiefel an und ab auf die Baustelle!”
Nach dem Studium an der französischen Hochschule für öffentliche Bauvorhaben (ESTP) entdeckte Canonne während ihres zweiten Betriebspraktikums bei Citeos (VINCI Energies) im westfranzösischen Chartres die Welt der Bauindustrie für sich. „Fabriken und Fertigungsroboter fand ich schon immer spannend, deshalb wollte ich in die Autoindustrie. Aber mein Praktikum bei Citeos hat mich davon überzeugt, dass eine Baustelle eher mein Ding ist als eine Fabrik. Dort geht man offener, direkter miteinander um.”
2003, nach ihrem dritten Studienjahr an der ESTP, bewarb sie sich deshalb im Rahmen eines internationalen Freiwilligenprogramms um eine Stelle bei einem Baukonzern in Turkmenistan. „Am Ende meines Freiwilligendienstes bot mir das Unternehmen einen Posten auf Tahiti an, aber ich wollte lieber in Turkmenistan bleiben. Die Projekte dort waren spannend und vielfältig, und ich wurde zur technischen Bauleiterin befördert.”
Zwei Jahre lang lernte die Nachwuchsingenieurin die Baubranche kennen, wechselte von einer Baustelle zur nächsten, denn der Konzern hatte viele Projekte in dem zentralasiatischen Land: eine Eishalle, eine Seilbahn, ein Theater, eine Moschee… 2006 zog sie für ein Casinoprojekt in Macao nach Südostasien, ein Jahr später in den Mittleren Osten nach Dubai, wo ein großer Hotelkomplex mit Einkaufszentrum und Luxusappartements errichtet wurde. 2010 schließlich landete sie in der Karibik bei einem Hotelprojekt auf Kuba. „Das war eine knifflige Baustelle, wo ich lernen musste, den ständigen Mangel zu verwalten. Wir waren weit weg von Havanna und hatten kaum Ressourcen. Man musste organisieren. Aber menschlich war es eine phantastische Erfahrung.”
Kollaboratives Management
2012 beschloss die Weltenbummlerin, zurück nach Frankreich zu ziehen. „Mein Mann und ich wollten eine Familie gründen“, erklärt sie. „Ich habe also in einem für mich ganz neuen Beruf angefangen und wurde Projektleiterin in einer Vertriebsabteilung.“ In dieser Position trifft sie fünf Jahre lang viele Menschen, Mitarbeitende von Baufirmen wie Kund:innen, und bekommt tiefere Einblicke in die Herausforderungen und Erfordernisse des Projektmanagements.
„Viele dachten, dass es mich irgendwann wieder in die große weite Welt hinausziehen würde, aber ich blieb in Frankreich!“, so die Ingenieurin. „Das berufliche Umfeld ist hier viel reizvoller, die Herausforderungen sind größer und man legt mehr Wert auf Umweltfragen.“ Nach dieser Erfahrung wollte sie wieder zurück auf die Baustelle. „Stiefel an und ab auf die Baustelle! Man trifft dort tolle Leute mit unterschiedlichsten Berufen.”
So kam sie 2019 auf Vermittlung eines ehemaligen Kollegen aus Turkmenistan als Hauptprojektleiterin zu VINCI Energies. „Diese Stelle passt perfekt zu mir“, unterstreicht Marie-Laure Canonne. „Als Hauptprojektleiterin bin ich nicht durchgehend weisungsbefugt, sondern muss viel koordinieren. Es ist eher eine Art kollaboratives Management. Das ist anspruchsvoller, aber auch spannender!”
14/02/2025
Foto: ©DupontRenoux